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Description
(Text)
"Immer is was" ist ein fantastischer Lebensroman, der collagenartig von der Suche eines Heranwachsenden nach dem Sinn des Lebens erzählt. Und was könnte dem Leben mehr Sinn verleihen als der Gewinn einer goldenen Prinzessin? Ehe es aber so weit ist, gilt es für den Pseudo- Prinzen, sich halbwegs tapfer durch das abenteuerliche Nachkriegsdeutschland zu schlagen, ohne gänzlich unter die Räder zu kommen. Aber auch zu Zeiten des Wirtschaftswunders und der 1968er- Bewegung ist kaum Platz für einen Ritter der verträumten Sorte Deutsche Geschichte: lakonisch-rotzig und genau erzählt, anrührend und vergnüglich zugleich und von Horn trifft pointiert die Befindlichkeit einer ganzen Generation.
(Extract)
An den Moment meiner Zeugung kann ich mich logischerweise nicht mehr erinnern. Aber es muss so um Weihnachten 1943 passiert sein. Vielleicht auch am Silvestertag? Ich stelle mir das so vor: Man hat vielleicht ein paar Flaschen Rotwein aus den Wehrmachtsbeständen mitgehen lassen, um sich einen schönen Abend zu machen Zu der Zeit glaubten vermutlich nur noch einige Verrückte an den Endsieg. Ich schätze, dass sich bei meinen Eltern wohl eher die Denkungsart breit machte: Wenn das Ganze doch schon endlich vorbei wäre! Ihre Wohnung im vierten Stock in der Büsingstraße war nach einem Bombenangriff nicht mehr zu gebrauchen. Nur die Geranien auf dem Balkon im vierten Stock der Ruine, die konnte man sich später noch jahrelang von unten, von der Straße aus, angucken. Die waren unverwüstlich. Mein Vater meinte: Geht nach Dresden. Dort gibt es keine Industrie. Dresden ist eine Kulturstadt. Da wird nichts passieren. Der Feind hat kein Interesse daran, die Stadt zu zerstören. Da ich damals noch nicht auf der Welt war, stelle ich mir das natürlich nur vor, dass es so war. Meine Phantasie war schon immer sehr rege. Das wird der Leser vielleicht noch merken. Mutter verließ Berlin so schnell es ging, aber nicht in Richtung nach Dresden. Ihre Kinder sollten nämlich auf keinen Fall Sächsisch lernen. Sie ging mit ihrem vierjährigen Sohn Rüdiger, meinem älteren Bruder, zu ihrer Schwester, Tante Marianne, nach Schleswig-Holstein. Tante Marianne lebte in Wellrade bei Fleckeby im Kreis Eckernförde auf einem Bauernhof. In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wurde Dresden bekanntlich in Schutt und Asche gelegt. So bin ich wahrscheinlich der einzige Mensch auf Erden, der der sächsischen Sprache sein Leben verdankt. Meine Geschichte beginnt in Hohenstein bei Eckernförde in einem Gutshaus, das zu einem Entbindungsheim umgewandelt worden war. Als mein Vater starb, war ich ein gutes halbes Jahr alt. Er war vierunddreißig, als er uns verließ. Viel später fand ich in einem Schrank meiner Mutter eine kleine Kiste. Dort hatte sie ihre Erinnerungen an eine vergangene Zeit versteckt. Ich fand einen Brief: Mansbach, 13.10.46: Sehr verehrte gnädige Frau! Ich habe nicht die Gabe Condolenzbriefe zu schreiben. Worte des Trostes sind nutzlos und fehl am Platze, deshalb will ich bitte daher genehmigen zu wollen, dass ich mich kurz und wahrheitsgetreu an die Tatsachen halte. Wir wurden am 23. April gegen Mittag am Südausgang von Brescello, 20 km nordostwärts Parma, von einem Jagdbombengeschwader angegriffen und sind dort schwer verwundet worden. Man hat uns dann auf eine Schütte Stroh gelegt.
(Author portrait)
Dietrich von Horn, geb. 1944 in Hohenstein, Kreis Eckernförde, lebt in Bargteheide in der Nähe von Hamburg. Er ist pensionierter Hauptschullehrer, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In seiner Zeit als Lehrer hat Dietrich von Horn, der bisher vor allem als Maler und Fotograf in Erscheinung getreten ist, auch an Schulbüchern und Atlanten mit gearbeitet, hat außerdem eine Weile satirische Texte für pädagogische Zeitschriften geschrieben und sogar mit einem Freund ein Buch über Squash veröffentlicht.