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Description
(Text)
Wenn Bei Dao aufbricht, in eine andere Stadt, ein anderes Land, wird es nie eine Reise in die Fremde, denn wohin er auch kommt, empfangen ihn dort seine Gedichte und die, die sie lieben, darunter viele Dichterkollegen wie z.B. Allen Ginsberg, Gary Snyder, Gegory Corso, Tomas Tranströmer.So sind die Bekanntschaften, die er dann macht, die Freundschaften, die er schließt, gestiftet von der Poesie, der 'großen Zusammenbringerin' (Hofmannsthal).In den Essays des vorliegenden Bandes erzählt Bei Dao von dem, was wirklich los ist, wenn Dichter irgendwo auf der Welt einander treffen - Backstage-Szenen der Poeten-Festivals, Geschichten von Lampenfieber, von Festen bis zum Umfallen, aber auch von den gemeinsamen stillen Stunden, denen zum Atemholen und denen zur Trauer ums Vergängliche, ums Leben, um die Kraft.Bei Dao berichtet, wie er das Dichterdasein in Gesellschaft immer wieder neu erfährt und läßt den Leser die starke, fortwährende Wirkung dieser Begegnungen spüren.Denn die Erlebnisse, die man teilte, ob aufregende kleine Abenteuer oder alltägliche Wege, die man zusammen ging, haben eines immer gemeinsam: Dabei wird Sprache zur Sprache gebracht, das Wort kommt zu Wort und vor allem seine unbändige Freiheit.
(Extract)
Allen Ginsberg konnte seine alten Freunde nicht vergessen. In seiner winzigen Unterkunft in New York spielte er mir ein Tonband vor, auf dem er bei einem Umtrunk und im Gespräch mit Jack Kerouac zu hören war. Seine Miene trübte sich. Über Kerouac zu reden, das hieß für ihn, von einer Freundschaft zu sprechen, von Streit und Tod. 'So viele meiner Freunde sind nun tot, gestorben im Suff oder an Drogen', seufzte er.Er hatte aus den Fehlern anderer gelernt, er rauchte nicht, er trank nicht. Abgesehen davon, daß es hin und wieder ein paar Freunde gab, führte er ein fast puritanisches Leben. Er war jedoch von seiner Arbeit wirklich besessen. Wenn er besonders viel zu tun hatte, beschäftigte er dreieinhalb Sekretäre. Die wußten dann, wenn sie für ihn eine Veranstaltung vorzubereiten hatten, vor lauter Emsigkeit weder ein noch aus. Allen hingegen meinte: 'Ich muß so schuften, wer würde sie sonst ernähren?'
(Author portrait)
BEI DAO, geb. 1949, einer der bedeutendsten chinesischen Gegenwartsautoren, ist in Deutschland bislang vor allem durch seine Lyrik bekannt. Ein weiterer Schwerpunkt seines Schaffens ist aber der Essay, der in der chinesischen Literatur eine herausragende Rolle spielt. Der Sinologe, Lyriker und Essayist WOLFGANG KUBIN (geb. 1945), der bereits mehrere Lyrikbande Bei Daos ins Deutsche übertrug, hat die vorliegende Essaysammlung übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort begleitet - auf Basis aller zur Verfügung stehenden chinesischen Ausgaben und in genauer Kenntnis ihrer besonderen Veröffentlichungssituation unter der Zensur.