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Description
(Short description)
Biographische Anmerkung: Wegen der außerordentlichen (erotischen und moralischen) Brisanz des Textes sei allerdings für vollständige Anonymität und Maskierung zu sorgen - und so würde es dann ja schließlich ganz und gar mein Buch werden...
(Text)
Und ich teilte ihm auch unmissverständlich mit, dass ich den ursprünglichen Inhalt der roten Mappen und das daraus entstandene Buch für zweifelhaft und die Handlung für verworren halte. Schließlich werden in den Texten immer nur Bewusstseinszustände eines Akteurs in der Vergangenheit (Thailand) und eines Autors in der Gegenwart geschildert und in beiden Fällen handelte es sich immer um dieselbe Person, nämlich um Ulrich Melzer. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Schilderungen meistens in einer unüblichen, differenzlosen, ewig fortdauernden Gegenwartsform präsentiert werden. Außerdem, so sagte ich meinem Lektor, seien viele Passagen einfach nur pornographisch, pervers und nicht zuletzt auf unangenehme, abstoßende Weise monströs, kriminell und böse. Die gelungenen Reisebeschreibungen und einige tiefgründige philosophische Reflexionen stünden in einem merkwürdigen Kontrast zu all dem anderen zweifelhaften Zeug.
Als Beleg für die Beschaffenheit des Textes hatte ich ein kleines Exposé verfasst, sowie einige originale Blätter aus den roten Mappen und auch meinen eigenen vollständigen Text, Melzers Buch, mitgebracht. Schließlich musste er sich selbst ein Urteil bilden können, wenn er mir einen Verlag empfehlen sollte. Gib mal her! , sagte mein Lektor und griff sich erst die Blätter, dann mein Exposé und schließlich meinen Text. Warten. Er schaute es sich an, versank geradezu darin. Das Warten wurde langsam peinlich. Es ist gutes Wetter, Du kannst im Palmengarten oder auf der Zeil einen Spaziergang machen. Wir treffen uns dann in zwei Stunden wieder hier. Ich habe zu tun! Damit war ich offensichtlich entlassen. Lektoren sind ein unglaublich arrogantes Pack. Nur noch durch Kritiker zu übertreffen. Aber im Palmengarten verrauchte mein Zorn ganz schnell. Was konnte mir schon passieren? Und schließlich hatte er Recht, das Wetter war wirklich wunderbar. Entspannt schaute ich von einer eisernen Bank auf den Weiher des Palmengartens in der Nähe des Eingangs, ein Ort, den auch Ulrich gemocht hatte.



