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Description
(Short description)
Immer wenn der Abend anbricht, erzählt Branko der Ungar den Kindern seine Geschichte: Sie handelt vom Zirkus und vom Krieg, von Akrobaten, von Verfolgung, von heimlichen Helden. Das Elend im Roma-Lager ist jeden Tag greifbar, die Gewalt, das Betteln an Verkehrsampeln, die Drogen, die genommen und gedealt werden, die Diskriminierung. Doch Brankos Geschichte macht unverhofft Mut und verzaubert alle, die ihm zuhören.
(Text)
Ein Romalager am Rande der Stadt. Verlassene Fabriken, Hochstraßen, Gewerbegebiete. Eine eigene Sprache, eigene Regeln, von außen kommen höchstens Polizisten, Sozialarbeiter oder Notärzte. Als Branko der Ungar auftaucht, empfängt man ihn kühl und weist ihm einen Platz am schlammigen Rand des Lagers zu. Doch die Kinder sind von ihm fasziniert, vor allem von der großen Truhe, die er mitgebracht hat. Und so erzählt Branko den Kindern, zusammengekauert vor seiner rostigen Baracke, an den Abenden seine Geschichte.
Sein Großvater wurde in Ungarn während des Zweiten Weltkriegs von einem falschen Freund verraten und mit der ganzen Familie im KZ ermordet. Brankos Vater, der einzige Überlebende, hat seine Herkunft stets geheim gehalten. Aber im Zirkus schlummert eine ganz eigene Saat, und sie ist jetzt bereit aufzugehen
Die Stimme des Erzählers, Brankos sanfte Stimme, ist die Stimme eines Toten. Denn Branko wird gleich zu Beginn des Romans ermordet. Doch er kann sich dem Tod nicht überlassen, bevor die Kinder nicht die Kraft der Fantasie und die Stärke des Lebens begriffen haben.
Der gerettete Zirkus verbindet das Fantastische mit dem Alltag von Rassismus und Armut, die surreale Atmosphäre von Fellinis La Strada mit dem Träumerischen von Roberto Benignis Das Leben ist schön.
(Extract)
"Ja, aber wir haben dich gefragt, wie der Zirkus gemacht ist, das sollst du erklären", drängte Ibrahim, die Mütze abnehmend. "Wir wollen wissen, wie ein Zirkus gemacht ist, der in Kisten passt!" Ich sah zu, wie Ibrahim sich die maisgelben Igelstacheln zurecht strich, sein schmales, dunkles Gesicht erhellt vom Glitzern eines Rings am Ohrläppchen. Etwas in seinem Blick ließ mich an ein Reh denken, vielleicht, weil er alles im Auge behielt und gleichzeitig so klein war. "Jól van, Ibrahim, ihr habt es eilig, diese Kisten zu kapieren. Gut. Dann stellt euch einen Zirkus vor, wie ihr ihn kennt, und nehmt als erstes das Zelt weg, dann die Sessel und auch die Bänke der Tribüne. Danach entfernt ihr die Tiere und am Schluss die Menschen. Wenn ihr dann alle diese Sachen entfernt habt, bleibt so ein Zirkus wie meiner übrig, den man in große Kartons packen und jahrelang irgendwo stehenlassen kann. Értitek? Könnt ihr mir folgen?"
(Author portrait)
Milena Magnani, 1964 in Bologna geboren, hat Sozial- und Politikwissenschaften studiert und als Lehrerin in der Psychiatrie gearbeitet sowie als Journalistin und Dramaturgin.