Description
(Text)
Die Literaturwissenschaft, denken wir, dient der Kultur des Lesens und Schreibens, einem traditionellen und vielleicht immer schmaler werdenden Ausschnitt unserer Kultur. Um solch einer Aufgabe, wie wichtig oder unwichtig sie auch sein mag, ernsthaft nachzukommen, muss die Literaturwissenschaft als kulturelle Praxis verstanden und betrieben werden. Sie trägt also ein doppeltes Gesicht. Indem sie Texte, Aussagen und Zeichen untersucht, beschäftigt sie sich mit sprachlichen Handlungen und schriftlichen Leistungen. In dieser Hinsicht, so könnte man sagen, ist sie Denkmalspflege: sie kümmert sich um Werke. Insofern ihre Ergebnisse festgehalten und mitgeteilt werden, führt die Literaturwissenschaft sprachliche Handlungen aus und bringt schriftliche Leistungen hervor. In dieser Hinsicht, könnte man sagen, ist sie Redekunst: sie kümmert sich um den richtigen Ausdruck. Ihre beiden Pole gehören unvermeidlich zusammen. Um etwas Vernünftiges zu tun, muss die Literatur wissenschaft sich als reflektierende Disziplin auf ihr eigenes Tun fortlaufend besinnen. Sie ist eine reflektierende Disziplin.
(Author portrait)
Bosse, Heinrich
Heinrich Bosse, geb. 1937, Studium der Germanistik, Geschichte und Anglistik, Promotion 1968. Lektor in Turku/Finnland und Montreal/Kanada. Akademischer Rat i.R. an der Universität Freiburg. Publikationen zur Geschichte der Autorschaft und zur Bildungs- und Sozialgeschichte des 18. Jahrhunderts.
Renner, Ursula
Ursula Renner, geb. 1951, Studium der Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte in Freiburg, Promotion 1979; Assistant Professor in den USA, Habilitation 1995, Fellow am Intern. Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien. Seit 2002 Prof. für Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen. Veröffentlichungen zum 19. und 20. Jahrhundert und zur Rezeption bildender Kunst. Mitherausgeberin des Hofmannsthal-Jahrbuches und der Reihe »Cultura«.