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Description
(Text)
Mit Im Auge des Winters legt der Bestsellerautor von Ilium und Olympos die atemberaubende Fortsetzung seines preisgekrönten Horror-Romans Sommer der Nacht vor. Dreißig Jahre nach dem mysteriösen Mord, der seine Jugend überschattet hat, kehrt Dale Stewart in die kleine Provinzstadt in Illinois zurück. Vieles hat sich verändert doch eines ist gleich geblieben: Das Böse ist immer noch dort.
(Extract)
Einundvierzig Jahre nach meinem Tod kehrte mein Freund Dale zu der Farm zurück, wo ich ermordet worden war. Es war ein schlimmer Winter.
Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Es gibt da eine alte Journalistenanekdote über William Randolph Hearst, der jemanden brauchte, um über die Flut in Johnstown zu berichten. Weil er sonst niemanden hatte, schickte er einen Jungreporter hin. Für den war es die große Chance. Am nächsten Tag telegrafierte der Neuling an Hearsts Zeitungsredaktion:" GOTT SASS HEUTE AUF EINEM EINSAMEN HÜGEL ÜBER JOHNSTOWN UND BLICKTE VOLLER KUMMER AUF DAS GRAUSIGE ZERSTÖRUNGSWERK DER NATUR." Zeitzeugen schwören, dass Hearst keine zehn Sekunden zögerte, ehe er seine Antwort zurücktelegrafierte: "VERGISS FLUT-STORY - MACH INTERVIEW MIT GOTT."
Wenn ich sage, dass ich vor einundvierzig Jahren gestorben bin, wird eure Reaktion ganz ähnlich sein: Vergiss die Geschichte über Dale. Wen interessiert das? Erzähl uns lieber, wie es ist, wenn man stirbt - wie ist das Leben nach dem Tod? Wie ist es so als Geist? Und gibt es einen Gott?
Zumindest würde ich so was fragen. Aber leider bin ich kein Geist. Und ich weiß auch nichts über das Leben nach dem Tod. Zu meinen Lebzeiten habe ich nicht an Gespenster geglaubt, Himmel, Gott, Geister, die den Körper überleben, Wiederauferstehung und Reinkarnation, und auch jetzt glaube ich nicht daran. Wenn ich meinen derzeitigen Existenzzustand beschreiben müsste, würde ich sagen, dass ich eine Erinnerungskapsel bin. Dales Gespür für mich ist so stark, dafür der Rest seines Bewusstseins so sehr dagegen abgestumpft und davon abgeschnitten, dass ich mehr bin als Erinnerung und zugleich weniger als Leben: sozusagen ein schwarzes Loch holistischen Gedenkens, geformt aus der kollabierenden Schwerkraft der Schwermut.
Ich weiß, das ist keine Erklärung, aber ich begreife es ja selbst nicht. Ich weiß nur, dass ich bin und dass sich etwas geregt hat - so könnte man es vielleicht bezeichnen -, als Dale beschloss, den Winter auf der Farmzu verbringen, wo ich einst gelebt habe und gestorben bin.
Nein, ich kann mich nicht an meinen Tod erinnern. Über dieses Ereignis weiß ich nicht mehr als Dale. Offensichtlich ist der eigene Tod, genau wie die Geburt, ein so einschneidendes Ereignis, dass er sich jeder Erinnerung entzieht.
Ich war noch ein Junge, als ich starb, doch ich war ziemlich intelligent und fest entschlossen, eines Tages Schriftsteller zu werden. Damals habe ich mich lange darauf vorbereitet und ging beim Wort in die Lehre, in dem Wissen, dass es viele Jahre dauern würde, bis ich eine richtige Kurzgeschichte oder gar einen Roman schreiben konnte. Dennoch habe ich unermüdlich mit Anfangszeilen für Geschichten und Romane geübt.
Wenn ich mir eine Eröffnung für diese Erzählung hier borgen wollte, dann die aus Thackerays langweiligem Roman Lovel von 1861:
Wer soll der Held dieser Geschichte sein? Nicht ich, der ich sie schreibe. Ich bin bloß der Chor des Dramas. Ich mache Bemerkungen über das Verhalten der einzelnen Figuren - ich erzähle ihre einfache Geschichte.
Thackerays allwissendes Ich log natürlich. Jeder Schöpfer, der behauptet, nur ein einfacher Chor und unbeteiligter Beobachter zu sein, ist ein Heuchler und Lügner. Ehrlich gesagt habe ich über Gott genau dasselbe gedacht - bei den seltenen Gelegenheiten, da ich die Möglichkeit Seiner Existenz in Betracht zog. Einmal, als Dale, Mike und ich im Hühnerhaus von Mikes Eltern über Gott diskutierten, war mein einziger Beitrag zum Gespräch ein leicht abgewandeltes Zitat von Mark Twain: "Wenn wir uns den Schmerz und die Ungerechtigkeit in der Welt ansehen, müssen wir unweigerlich zu dem Schluss gelangen, dass Gott ein Strolch ist." Ich bin mir nicht sicher, ob ich das damals geglaubt habe, aber ich weiß noch, dass Mike und Dale betroffen schwiegen. Vor allem Mike. Er war Ministrant und sehr fromm.
Doch ich schweife ab, noch bevor meine Geschichte begonnen hat. Dabei kann ich es nicht leiden, wenn