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- > 20th century (1914-1955/49)
Description
(Text)
Mit Scharfsinn und kritischem Verstand legt Wolfgang Köpp das korrupte Schaffen und die Habgier von Hitlers Stellvertreter und Vertrautem Martin Bormann dar, und schließt somit eine Lücke in der historischen Forschung. Nach jahrelanger Recherche, Stöbern in Bundesarchiven und Gesprächen mit Zeitzeugen berichtet der Autor beweiskräftig über den Machtmissbrauch Bormanns zur Erfüllung seiner persönlichen Interessen.
Ein fundiertes Buch über die maßlose Machtgier des zweitmächtigsten Mannes im Dritten Reich.
(Extract)
Wer Bormanns Entwicklung zum am Ende wichtigsten Mann nach Hitler verfolgt hat (etwas, was wegen seiner Zurückhaltung in der Öffentlichkeit den meisten Menschen im III. Reich kaum geläufig war), der wird unzweifelhaft bemerkt haben, daß sich dieser "Leute-Inspektor" der von Treuenfels schen Begüterungen Mecklenburgs gezielt, mit einer unglaublichen Energie, dazu einer Mischung aus Servilität und Intrigantentum und großem bürokratischen Fleiß hocharbeitete und zu seinem angeschwärmten, in fast allem nachgeahmten "Führer" hochdienerte. Das geschah auch dadurch, daß er diesen sehr bald von fast allen unangenehmen Nebensächlichkeiten entlastete, später aus Andeutungen seines Idols Weisungen und Führerbefehle schuf und sich auch so nur noch unentbehrlicher machte. Sah er in dem von ihm anfangs bewunderten, später geförderten Gutsinspektor Vehrs auch den ausgezeichneten Landwirt, dem er auf diesem Gebiet nachzueifern trachtete, er ging, oft sogar in Hitlers Gegenwart, betont landwirthaft gekleidet, zeigte sich gern in Stiefelhosen und Reitstiefeln, hielt sich zudem in Alt-Rehse zwei Reitpferde, um dort bei jeder Gelegenheit auszureiten und sich gleichsam als leutseliger Gutsherr den Landarbeitern zu präsentieren, so war sein Drang nach eigenem Besitz, nach Darstellung, nach Einfluß gewiß die eigentliche Ursache dafür, sich ganz allmählich, aber mit unglaublicher Energie die Grundlage für sein späteres Dasein als Gutsherr, als Großgrundbesitzer zu schaffen. Das ist leicht zu verstehen. Wer von Jugend an gebeutelt, anfangs in ärmlichen und wie sich später herausstellen sollte, undurchsichtigen, ja in dieser Zeit sogar bedenklichen Abstammungsverhältnissen aufgewachsen, dann dem ungeliebten, ja gehaßten Stiefvater entflohen war, immer Anderen, Größeren dienen mußte, die, sowohl wegen seiner primitiv wirkenden Grobschlächtigkeit als auch seines Herkommens, oft auf ihn herabsahen, der setzte alles daran, um ganz nach oben zu kommen und Macht über sie alle zu besitzen. Am 17. Juni 1900 in Halberstadt als Sohn des Militärmusikers und Stabstrompeters Theodor Bormann und dessen zweiter Frau Antonie geboren, verlor er seinen Vater früh und wuchs in recht verwickelten Familienverhältnissen auf. Waren doch neben seinem leiblichen Bruder Albert noch die Geschwister aus der ersten Ehe seines Vaters, danach ein Stiefvater, den er nie mochte, sowie dessen fünf Kinder aus einer anderen Ehe, die der mitgebracht hatte, als er Martins rasch verwitwete Mutter, die vormalige Schwägerin, heiratete. Zwischen den leiblichen Brüdern Albert und Martin bestand kaum Ähnlichkeit. War der jüngere schlank und blond, so war sein Bruder untersetzt, beinahe dicklich und dunkel-haarig, gar nicht der Typ, den sich der spätere Reichsleiter als Urbild der arischen Rasse nahm. Doch war er dabei ja nicht allein, denn die Größen dieses Reiches, bei Hitler angefangen, über Himmler, Goebbels, Rosenberg und Heidrich mit ihrer unklaren arischen Linie waren entweder nicht der gewünschte "Typus germanicus", oder unter ihren Ahnen waren die von ihnen gehaßten und vielleicht auch deshalb rücksichtslos verfolgten, nicht selten unbekannten jüdischen Vorfahren. Vielleicht kam daher ihr abgrundtiefer Haß auf alles, was sie in sich vermuteten und verfolgten; ein patho-psychologisch durchaus bekanntes Verhalten, das extrem über Vergessenwollen und Verdrängung hinausging. Bis kurz vor Kriegsende hatte er über Himmlers "Ahnenerbe" nach seinen Ahnen forschen lassen und doch wurde ihm bis zuletzt nicht einmal jener "kleine arische Nachweis" zuteil, den er als Mindestforderung von seinen Gauleitern frühzeitig verlangt hatte und den jeder Angehörige der SS im Falle einer beabsichtigten Heirat erbringen mußte.