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Description
(Text)
Auf dem Umschlag dieses Buches ist ein Bild mit vier Mädchen wiedergegeben. Dabei handelt es sich um die Reproduktion eines Ölgemäldes unbekannter Herkunft, das einer der Autoren dieses Sammelbandes auf einem Flohmarkt in der niederbayerischen Kleinstadt Perlesreut erstanden hat.Auf den ersten Blick wirkt dieses Bild kitschig und oberflächlich, aber wenn man es länger betrachtet, spürt man eine sonderbare, geheimnisvolle Aura.Neun Autoren aus unserer Region haben zu diesem Bild je eine Kurzgeschichte verfasst.Der zehnte Beitrag fehlt noch, nämlich die wahre Geschichte dieses Bildes. Vielleicht trägt das vorliegende Buch dazu bei, dass sich jemand meldet, der darüber etwas sagen kann. In diesem Falle würde eine mögliche zweite Auflage durch diesen zehnten Beitrag ergänzt.
(Extract)
Leseprobe:Rupert Berndl "DIE ZIRKUSREITERINNEN"April 1945, Passau.Die letzten Kriegstage waren kalt und windig. Immer wieder heulten die Sirenen. Fliegeralarm. Vor allem auf die weitläufigen Eisenbahnanlagen im Westen der Stadt hatten es die Bomber der Alliierten abgesehen. Die Kellerräume des Mietshauses, in dem meine Eltern und ich wohnten, waren mit vielen dicken Rundhölzern abgestützt. Sie dienten als Luftschutzbunker, in die sich sämtliche Hausbewohner bei Bombenalarm eiligst zurückzogen. Für uns Kinder war das eine aufregende Angelegenheit. Wir empfanden es eher als spannend, ja sogar durchaus vergnüglich, miteinander die Zeit bis zur Entwarnung in notdürftig zusammengezimmerten Stockbetten zu verbringen. Die deutlich spürbaren Ängste und Nöte der Erwachsenen konnten wir nicht so recht begreifen, denn die Gefahr, die von Fliegerangriffen ausging, lag jenseits unserer kindlichen Vorstellungskraft. Die größte Sorge bereitete den Erwachsenen in diesen Tagen die quälende Ungewissheit, wer letztlich unsere Stadt einnehmen würde. Die Amerikaner rückten unaufhaltsam von Westen und Norden heran. Würden sie es schaffen, Passau doch noch vor der Sowjetarmee zu erreichen, die über Österreich von Süden und Osten bedrohlich näherkam? Ständig wurde von wahren Gräueltaten und abscheulichen Übergriffen der Sowjetsoldaten gegenüber der Zivilbevölkerung in den eingenommenen Gebieten berichtet. Gerüchte, deren Wahrheitsgehalt in dieser wirren Zeit und in Anbetracht der unübersichtlichen Lage auch nicht ansatzweise überprüfbar war. Aber ausreichend Grund für die Ängste der Städter waren sie allemal. Nichts erhoffte man sehnlicher als das baldige Ende des Krieges und eine hoffentlich friedvolle Ankunft der amerikanischen Truppen. Die meisten regulären deutschen Truppenteile waren in den vergangenen Wochen aus unserer Stadt und der Umgebung abgezogen worden, um an anderer Stelle dem Wahnsinn des Krieges die letzten Opfer zu bringen. Nicht ohne vorher auf höchsten Befehl die Brücken über unsere drei Flüsse Donau, Inn und Ilz in die Luft zu jagen. Damit sollte das weitere Vordringen des Feindes erschwert, zumindest verzögert werde.Passau ohne Brücken! Die Zivilbevölkerung hatte darunter verständlicherweise am meisten zu leiden. Viele Familien wurden dadurch getrennt, Kontakte unmöglich gemacht. Unsere Familie war davon auch ganz erheblich betroffen. Meine Eltern und ich wohnten im Zentrum, die Tanten, Großvater und zahlreiche Verwandte jedoch jenseits der Flüsse ...