Description
(Text)
Erstmals nach der Neueröffnung zeigt das Militärhistorische Museum in einer Sonderausstellung einen Ausschnitt aus seiner großen Sammlung, Fotografien des Fotografen Martin Hertrampf.
Bis zur Verabschiedung der Einheiten der sowjetischen 1. Gardepanzerarmee, die nach ihrer Teilnahme an der Schlacht um Berlin und der anschließenden deutschen Kapitulation 1945 in Dresden stationiert wurde, aus den Kasernen der Dresdner Albertstadt im Sommer 1992 herrschten hinter deren bröckelnden Fassaden noch die autoritären Strukturen einer ehemaligen militärischen Weltmacht, denen sich der junge Fotograf mit Neugier und schöpferischem Eigensinn näherte. Es entstanden einfühlsame Bilder russischer Soldaten vor Gebäuderuinen und auf den Schrotthalden eines verlorenen Schlachtfeldes des Kalten Krieges. Einige Militärangehörige stehen entmutigt oder entrückt, stellvertretend für den Niedergang einer Siegermacht. Nach ihrem Abzug bietet die Albertstadt ein Bild der Leere. Von da ab dominieren Ausschnitte und Gebäudefragmente die Fotografien. Durs Grünbein, einer der bedeutendsten deutschen Dichter der Gegenwart, der sich literarisch auch mit seiner Kindheit in Hellerau beschäftigt, berührten die Fotografien Hertrampfs sehr. Er hat zwei seiner Texte für eine Erstveröffentlichung in diesem Katalog ausgewählt.
(Author portrait)
Durs Grünbein, 1962 in Dresden geboren, der u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnete Dichter und Essayist, gehört zu den bedeutendsten Autoren seiner Generation. Der Dialog mit den Naturwissenschaften und den Künsten ist von Anbeginn Thema seines Schreibens. Durs Grünbein befasst sich mit Fotografen wie Jeff Wall, William Eggleston oder Sternfeld, mit Künstlern wie Francis Bacon, Chardin, Cezanne, Ilya Kabakow, Hermann Nitsch u. a., er befragt sie nach ihrem Verhältnis zur Zeit, zum Körper und zur Geschichte. 2005 erhielt er den "Friedrich Hölderlin-Preis" und 2006 wurde Durs Grünbein mit dem "Pier Paolo Pasolino Preis", dem internationalen Lyrikerpreis, ausgezeichnet. Im Jahr 2012 wurde er mit dem Tomas-Tranströmer-Preis geehrt.