Description
(Text)
1965 wagten es drei Grenzsoldaten der Nationalen Volksarmee, mit ihrem Vorgesetzten Gerd Voigt (20) am damaligen Grenzkontrollpunkt Katharinenberg in Thüringen durch die Sperranlagen zu kriechen, um mit Leuten von drüben ins Gespräch zu kommen. Die gaben ihnen ein paar Flaschen Bier mit auf den Weg, und sie robbten wieder zurück auf DDR-Gebiet. Das wiederholte sich mehrmals. Die Volksarmisten sahen es als Mordsgaudi, als Schwejkiade. Leider kam die Sache raus. Für die, die sie zu mehrjährigen Haftstrafen im Stasiknast verdonnerten, war es eine verbrecherische Tätigkeit, die den Dritten Weltkrieg hätte auslösen können. Die Folgen waren verheerend und sollten sich noch ein Jahrzehnt lang nach der Wende 1989 hinziehen. Hanskarl Hoerning, der sich des Falles annahm, ist aufgewachsen in Ruinen , wie seine Jugenderinnerungen unter dem gleichlautenden Titel beteuerten. Später nahm er wörtlich, was ihm ein Theaterintendant hinterher rief: Geh hin, wo der Pfeffer wächst! Das heißt, er wurde Kabarettist und Autor der Leipziger Pfeffermühle . Er blieb es bis zum Eintritt ins Rentenalter. Nach der Wende bezeichnete er sich selbst als Harlekin im Stasiland (1994). Seit 2002 ist er Marienbrunner und wohnt mit Frau in mittelbarer Nachbarschaft zu seinem Freund und Kollegen Gerd Voigt, den er nicht ohne Grund zum Schwejk von Katharinenberg machte.
(Author portrait)
Hanskarl Hoerning, Kabarettist, geboren 1931, nach dem Schauspielstudium in Halle, Halberstadt und Eisleben engagiert, von 1958 bis 1997 schreibendes und spielendes Mitglied der "Pfeffermühle", seither deren Gesellschafter.