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Description
(Text)
Unter dem Titel Unschuld legt uns Juan Riquelme Lagos sieben kleine Erzählungen vor, die alle die Entdeckung und das allmähliche Bewusstwerden des anderen Geschlechts zum Thema haben. Die vom Autor ausgewählte Zeitspanne reicht dabei vom Kind über die Pubertät bis hin zum jungen Mann, der seine ersten erotischen Abenteuer durchlebt: Mit anderen Worten von den frühen Doktorspielen, die von sachlicher Neugier und geradezu naturwissenschaftlichem Interesse des Knaben geprägt sind, über die Pubertät mit ihrem erwachenden Gespür für den Zauber und das Geheimnis dessen, was die Erwachsenen Liebe nennen, bis hin zur unwiderstehlichen Macht der sexuellen Begierde, bei der die Liebe eher wie ein unerwünschter Störfaktor wirkt. An keiner Stelle gleitet er in die Niederungen kitschiger Larmoyanz oder gar ins Voyeuristische ab. Die eigene Unerfahrenheit ist es, die ihn zusammen mit dem drängenden Wunsch nach neuen Erkenntnissen, von den gelegentlichen Partnerinnen instinktiv erspürt, stets zur Quelle immer fortschreitender Erkundungen der weiblichen Topographie und später auch der weiblichen Sensitivität führt.von Norbert Ahrens, 23.04.2012 (Auszug)
(Extract)
Margarita war so alt wie ich, sieben oder acht Jahre. Wir spielten oft zusammen, mal in ihrem Hof, mal in unserem, und das, obwohl unsere Mütter einander nicht ausstehen konnten. Erwachsenenzeugs, dachten wir uns so und übersprangen gleichgültig die Vorurteile und Feindseligkeiten, die die beiden in Form von Schweigen, Blicken und Gesten aufeinander abfeuerten. Trotz der doppelzüngigen und hinterlistigen Scharmützel der beiden untereinander schienen sie unser spielerisches Treiben doch weitgehend zu akzeptieren, denn in unsere Welt mischten sie sich praktisch nie ein; so ergriffen sie nie konkrete Maßnahmen zur Verhinderung unserer stets voll Eifer ausgeführten Exerzitien, wenn wir Familie spielten und fingierte Freunde einluden und solche Dinge, oder unserer akribischen Inszenierungen fiktiver Aufgaben, welche in unserer idealisierenden Weltsicht damals das Berufsleben der Erwachsenen ausmachten.In jenen zarten Versuchen, durch Nachahmung der Erwachsenen wie ebendiese zu sein, war Margarita stets diejenige von uns beiden, die die Zügel fest in der Hand hielt. So bestimmte sie die Rollenverteilung in den einzelnen Akten unseres Spiels, wobei mit absoluter Selbstsicherheit die Aufgaben der einzigen beiden Darsteller diktierte denn außer uns zweien nahm sonst niemand teil an unserem geheimen Privatleben als beflissenes Ehepaar.
(Author portrait)
Juan Riquelme Lagos, geboren 1953 in Santiago de Chile, studierte Gesang und Gitarre in Chile. Er war Mitglied der chilenischen Gruppe Aillarehue. Unter Pinochet politisierte er sich zunehmend. Die Lage wurde gefährlich, als er als intellektueller Kopf einer subversiven Gruppe enttarnt worden war, so dass er Chile verlassen musste. Er ging zunächst nach Paris, wo er mit der Gruppe Trarilonco auf der Bühne stand. 1984 zog er nach Berlin und wurde Mitglied von Prueba general. Nach vielen Jahren künstlerischer Arbeit als Musiker, Sänger, Kulturmanager und Musikproduzent begann er zu Schreiben und es entstanden die Werke "Inocencia", "El Vecino" und "Marta, zehn Tage mit vier Nächten". Übersetzt wurden die Geschichten von Alexander Zuckschwerdt, der Spanische Philologie mit Lateinamerikanistik und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin studierte.