Description
(Text)
Einen Porsche oder ein Kind? Beide sind laut, wenn sie aufdrehen.Beide bringen ein gutes Gefühl in die Magengegend und zaubernGlanz in die Augen. Beide sollten auf keinen Fall unbeaufsichtigtsein, da sie ansonsten schnell abhanden kommen können. Ich entschied mich für den milchbetriebenen Eurofresser. Selbst einPorsche verliert an Wert, ein Kind behält ihn und ist und bleibtunbezahlbar.... sagt Frank Busemann. Und der muss es wissen. Inzwischen ist er nämlich nicht mehr ahnungslos, sondern glücklicher Papa.Bis es allerdings so weit war - aber lesen Sie am besten selbst.'neun monate' ist informativ und amüsant, ist für werdende Eltern und Großeltern gleichermaßen geeignet und als Geschenk ein echtes Geschenk.
(Extract)
S-C-H-W-A-N-G-E-R! Die Anzeige war eindeutig: Zwei Striche, das hieß, dieTestperson hatte es endlich geschafft. Wir staunten nicht schlecht, als es end-lich passiert war, monatelang hatten wir es probiert, kannten uns mittler-weile mit allerlei Produkten zu Fertilität und Ovulation aus und scheutenweder Kosten noch Mühen, um endlich diese zwei doofen Striche auf demTeststreifen zu sehen. All das konnte auch gar nicht so schwierig sein, das hat-ten vor uns Milliarden anderer Menschen geschafft und wir waren dochnicht blöd. Ich war zwar schon immer ein Spätzünder, allerdings war ich einbesessener Arbeiter, wenn es um Dinge ging, die mir wichtig waren. Bei die-sem Thema gesellte sich natürlich eine Menge Freude und Abenteuerlusthinzu. Nach Jahren des Zusammenlebens waren wir bereit, den nächstenSchritt zu gehen. Die Entscheidung, die Rasse Mensch am Leben zu halten,war gefallen, unsere Liebe brauchte den ultimativen Beweis. Einen kleinenHosenscheißer, so sportlich und groß wie der Vater, so schön und klug wiedie Mutter. Die Vorstellung, wie unser Kind einmal aussehen würde, war diffus undschön zugleich. All die Attribute unserer Werte sollten in dem biologischenWunder der Evolution vereint sein, alle Träume und Freuden verwirklicht.Die beiden Verursacher der rasanten Zellentwicklung wünschten sich fürihren Nachwuchs nur das Beste. Was, wenn es genau umgekehrt war, dermännliche Statthalter so klein war wie die Mutter, so viel Pickel bekam wieder Vater und der Geburtstermin vielleicht auch noch in der zweiten Hälftedes Jahres war? Als Sportler sollte man sich einer sorgfältigen Planung unter-werfen, da ein Januarkind entwicklungstechnisch weiter ist als ein Dezem-berkind trotz des gleichen Jahrgangs. Allerdings hatten wir auf dem Bestell-zettel keine genauen Angaben machen können. Vollkommen egal, wen kratztdas, wir wollten oder besser gesagt, wir konnten es uns nicht aussuchen. Essollte nur irgendwie und irgendwann klappen, einer von den kleinen Lebens-spendern sollte es doch so weit in die Höhle der Fruchtbarkeit schaffen, dassdie Vereinigung in Form dieses nun vorliegenden Ergebnisses angezeigtwurde. Wir hatten mittlerweile schon an uns gezweifelt, guckten jedes Mal nei-disch auf junge Eltern, die stolz ihren Nachwuchs präsentierten und schein-bar mit Leichtigkeit der Demographie ihre Handschrift verpassten. Jederbetrunkene Diskoteenager konnte das, manchmal so gut, dass auch er denzweiten Strich sehen konnte. Allerdings kehrten sich die Reaktionen hier inekstatische Panik und nicht wie bei uns in panische Ekstase. So fühlte es sichalso an, wenn der Schwangerschaftstest positiv ausfiel. Genial, Jubel, Stolz,Vorfreude. Dachte ich. So hatte ich es mir ausgemalt. In der Theorie war ichpraktisch unschlagbar und in der Praxis theoretisch voll im Bilde, wenn es soweit kommen sollte. Es kam wie immer ganz anders.
(Author portrait)
Frank Busemann,Olympiazweiter im Zehnkampf 1996 und im gleichen Jahr Sportlerdes Jahres präsentiert mit 'neun monate' sein drittes Buch. Seit seinem sportlichen Rücktritt arbeitet er als selbstständiger Beraterund Referent in den Themenfeldern Motivation und Krisenmanage-ment und leitet Sportseminare mit dem Schwerpunkt Prävention.Seinen immerwährenden Mehrkampf komplettiert er mit Ausflügen ins TV-Geschäft und als Kolumnist. Er reflektiert gesellschaftliche Umstände mit einem Augenzwinkern und beleuchtet die eigenen Unzu-länglichkeiten in vergnüglicher Art und Weise.