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Description
(Text)
In mehr als zweihundert Schriftstücken zeigt sich in diesem Band ein deutscher-deutscher Briefwechsel der besonderen Art, der hier zum ersten Mal fast vollständig zugänglich gemacht wird. Zwischen 1954 und 1994 gingen "Briefe durch die Mauer" von Leipzig nach Tübingen, von Tübingen nach Leipzig. Der Philosoph Ernst Bloch, die Architektin Karola Bloch, der Philosoph Jürgen Teller und die Galeristin Johanna Teller pflegten ihre Freundschaft und tauschten ihre politisch-philosophischen Meinungen aus. Opposition-Ost im Dialog mit Opposition-West sandte Botschaften unter den Decknamen "Marcion", "Polonia", "Tellheim" und "Minna von Barnhelm" zum Teil verschlüsselt, um die DDR-Zensur zu verwirren. Sie folgen dem Tellheim-Leitmotiv "Von der Macht Blochscher Philosophie so absolut gefangen". Sie stoppen ein Jahr vor Jürgen Tellers Tod. 1977 war Ernst Bloch gestorben und im Sommer 1994 endete das Leben von Karola Bloch. Mit der Veröffentlichung des Briefwechsels in diesem Band entsteht zugleich ein Impuls für eine Erweiterung der Rezeption der Werke von Jürgen Teller, der in Leipzig als Schüler Blochs unter der Drangsalierung der DDR-Staatssicherheit zu leiden hatte, nachdem die Blochs 1961 die DDR kurz vor der Schließung der Mauer verlassen hatten. "Es gibt viel zu tun mit dem vollendeten Werk, damit es nicht ,fertig gemacht' wird zum schnellen Gebrauch oder zur abgetanen Gestalt. Ich will dabei helfen. Der revolutionäre Geist Ernst Blochs wird sich durchsetzen, aber nur mit denen, die ihn begreifen und verwirklichen" (Jürgen Teller).
(Extract)
Von Irene Scherer und Welf Schröter
(Author portrait)
Ernst Bloch, geboren am 8.07.1885 in Ludwigshafen, studierte neben Philosophie auch Germanistik, Musik und Physik. Zunächst arbeitete er als Privatlehrer und Publizist. 1915 protestierte er gegen die deutsche Politik im Ersten Weltkrieg. Von 1917 bis 1919 ging er aus pazifistischer Überzeugung ins Exil in die Schweiz. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Mitglied der KPD. Er arbeitete als Publizist und sprach sich gegen die NSDAP aus. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, 1933, wurde Bloch ausgebürgert. Er emigrierte in die Schweiz, 1938 in die USA, wo er an seinem dreibändigen Hauptwerk 'Das Prinzip Hoffnung' arbeitete. Der Philosoph formulierte hier seine Hoffnung auf eine Welt, in der die Entfremdung des Menschen von Gesellschaft und Natur überwunden sein wird. 1948 nahm Ernst Bloch die Professur für Philosophie an der Universität Leipzig an, lehnte ein Jahr später den Ruf der Universität Frankfurt am Main ab. Von 1953 bis 1956 war er Herausgeber der 'Deutschen Zeitschrift für Philosophie'. Bloch äußerte sich hier kritisch über die SED. 1957 wurde er wegen seiner offenen Kritik an der doktrinären Erstarrung des Marxismus in der DDR und der Niederschlagung des Ungarnaufstands zwangsemeritiert. Während einer Vortragsreise in der BRD wurde Bloch 1961 mit seiner Frau vom Mauerbau überrascht. Das Ehepaar entschied sich, nicht in die DDR zurückzukehren. Er nahm die Professur für Philosophie an der Universität Tübingen an. Ab 1966 protestierte Bloch öffentlich gegen die amerikanische Intervention in Vietnam und wurde zu einer Leitfigur der Studentenbewegung. 1967 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Am 4. August 1977 starb Ernst Bloch in Tübingen.