Description
(Short description)
Seit der frühen Neuzeit ist die Faszination für Homer fester Bestandteil deutscher Literatur- und Kulturgeschichte, werden die ihm zugeschriebenen Urtexte der Weltliteratur, "Ilias" und "Odyssee", immer wieder neu ins Deutsche übertragen. Dabei diente die so praktizierte Vermittlung der Antike stets auch der Vergewisserung des Selbstverständnisses der eigenen Gegenwart und stand in Zusammenhang mit virulenten kulturellen Umbrüchen. Vor dem Hintergrund aktueller konkurrierender Übersetzungsprojekte, die die Homer-Rezeption in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts erneut stimulierten, beschäftigen sich die Beiträge des Sonderbandes mit Übersetzungen und Nachdichtungen vom 16. Jahrhundert bis heute, mit der Rezeption in der deutschen Geistes- und Kulturgeschichte und mit den vielfältigen Spuren Homers in der Gegenwartsliteratur.
(Text)
Die Faszination für Homer gehört seit der frühen Neuzeit zu den Konstanten der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte. Da verstärkte Übersetzungstätigkeiten stets in engem Zusammenhang mit kulturellen Umbrüchen stehen, ist es wohl kein Zufall, dass am Beginn des 21. Jahrhunderts konkurrierende Übersetzungsprojekte die Homer-Rezeption stimulieren und Homer erneut große Aufmerksamkeit sichern.
(Table of content)
- Christoph Ulf: Was ist 'europäisch' an Homer?
- Kurt Steinmann / Hermann Korte: Die "Odyssee" übersetzen. Ein Gespräch
- Homer: "Ilias" - Sechster Gesang, V.313-529. Übertragen von Kurt Steinmann
- Volker Riedel: "Ilias" oder "Odyssee"? Unterschiede in der Rezeption der zwei homerischen Epen
- Homer: "Ilias" - Erster Gesang, V. 1-7 in deutschen Übersetzungen
- Burkhard Reis: Homer-Übersetzen mit der Lupe. Die ersten sieben Verse der "Ilias" vom Ende des 18. Jahrhunderts bis heute
- Regina Toepfer: Poesie statt Historiografie. Die Rehabilitierung Homers in der deutschen Literatur des 16. Jahrhunderts
- Hans-Joachim Jakob: Grimmelshausens Homer
- Katrin Kohl: Klopstocks Homer
- Ulrike Landfester: Immer anders. Goethes Homer
- Cord-Friedrich Berghahn: Statue und Schattengestalt. Wilhelm von Humboldts Homer
- Stefan Matuschek: Der spekulative Homer der Romantik: der Dichter als Welt- und Volksgeist
- Johannes Barth: Im Geiste dieses unsterblichenGedichts. Homer-Rezeption in Gustav Schwabs "Die schönsten Sagen des klassischen Altertums"
- Günter Häntzschel: Idyllisch-bürgerliche Epen homerischer Provenienz
- Jutta Osinski: Träumende Homere. Versuch über Nietzsche
- Hermann Korte: Der Homer der Dichter. Strategien der "Odyssee"-Übersetzungskunst bei Rudolf Alexander Schröder und Thassilo von Scheffer
- Markus Janka: Neue Rhapsoden braucht das Land. Christoph Martin und Raoul Schrott auf der Suche nach einem deutschen Homer der Postmoderne
- Thomas Roberg: Die "Übersetzung von Lektüre in Schauspiel" als poetologisches Selbstexperiment: "Ithaka" von Botho Strauß
- Raoul Schrott / Hermann Korte: Die "Ilias" übersetzen. Ein Gespräch
- Hans-Joachim Jakob: Deutsche Homer-Übersetzungen seit der frühen Neuzeit.
- Bibliografische Übersicht
- Notizen
(Author portrait)
Arnold, Heinz LudwigHeinz Ludwig Arnold (1940-2011). Studierte Jura, Literaturwissenschaft, Romanistik und Philosophie in Göttingen. Von 1961 bis 1964 Privatsekretär bei Ernst Jünger. Gründete 1963 die Zeitschrift für Literatur TEXT+KRITIK. Seit 1978 Herausgeber des "Kritischen Lexikons zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" (KLG) und von 1983 bis 2008 des "Kritischen Lexikons zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur" (KLfG). Seit 1995 Honorarprofessor an der Universität Göttingen. Ab 2004 Herausgeber des "Kindlers Literatur Lexikon".