Description
(Text)
Unter den seit mehr als hundert Jahren weltweit bekannten "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm gehören die Geschichten vom "Machandelboom" und vom "Fischer und seiner Frau" mit Recht zu den berühmtesten. Sie faszinieren gleichermaßen durch ihre zeitlose Thematik, ihre ansprechende Motivik und vor allem ihren glänzenden, den spezifischen Märchenton geradezu ideal realisierenden Stil. Solche Vorzüge sind kein Verdienst der Brüder Grimm, sondern des Aufzeichners dieser um 1800 volksläufigen Texte: Philipp Otto Runge der romantische Maler und Schriftsteller. Er schuf mit der Niederschrift und künstlerischen Ausgestaltung der beiden Texten das absolute Vorbild für die Grimmschen Märchen und damit für die gesamte sich damit neu konstituierende Gattung des Buchmärchens. Der Weg der Rungeschen Aufzeichnungen in die Märchensammlung der Brüder Grimm war bislang weitgehend ungeklärt. Zwei neuerlich entdeckte Handschriften aus dem Jahr 1808 lassen Genese und Mutation der Runge- und Grimmtexte erstmals erkennbar werden: Sie sind hier im Kontext der verschiedenen gedruckten Textzeugen in extenso wiedergegeben und ausführlich kommentiert.
(Author portrait)
Jacob Grimm wurde 1785 in Hanau geboren. Er studierte in Marburg und Paris. Der Germanist arbeitete als Professor in Göttingen, wurde jedoch als Mitverfasser des politischen Protestes der Göttinger Sieben von seinem Amt enthoben. 1841 holte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. ihn und seinen Bruder Wilhelm Karl Grimm (1786-1863) als Mitglieder an die Akademie der Wissenschaften nach Berlin. Mit seinen auf eingehender Quellenforschung beruhenden Werken Deutsche Grammatik und Geschichte der deutschen Sprache legte Jacob Grimm die Grundlage der Germanistik. Er bearbeitete die ersten Bände des von ihm und Wilhelm Grimm begründeten Deutschen Wörterbuchs. Gemeinsam mit seinem Bruder und K. Lachmann gilt Jacob Grimm als der eigentliche Begründer der deutschen Philologie. Jacob Ludwig Carl und Wilhelm Karl Grimm sind die bekannten Herausgeber der "Kinder- und Hausmärchen". Jacob Grimm starb 1863 in Berlin.Wilhelm Grimm, geb. am 24. Februar 1786 in Hanau, gestorben am 16. Dezember 1859 in Berlin, lehrte in den 1830er Jahren in Göttingen, war Mitglieder der Göttinger Sieben und ab 1841 der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Gemeinsam mit seinem Bruder Jacob arbeitete er an den "Kinder- und Hausmärchen", den "Sagen" und vor allem am "Deutschen Wörterbuch", das ab 1854 entstand. Sie gelten als Gründer der Deutschen Philologie und Germanistik.Heinz Rölleke ist Professor für Deutsche Philologie und Volkskunde an der Universität Wuppertal und einer der maßgeblichen Märchenforscher.
Als führender Grimm- und Märchenforscher erhielt er den Hessischen Staatspreis.
Im Jahr 2012 wurde dem Germanisten und Erzählforscher der Europäischen Märchenpreis 2013 für "herausragende wissenschaftliche Leistungen" auf dem Gebiet der Märchenforschung verliehen.