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Description
(Text)
Familie Boheim befindet sich Mitte der 1950er Jahre in Leonberg, einer Kleinstadt im Württembergischen im Aufbruch. Sie ist erst vor kurzem hierher gezogen und hat ihre eigene Geschichte, wie alle Familien. Sohn Alfred geht in eine neue Schule, Vater Alois hat vor kurzem hier Arbeit gefunden. Mutter Anna kommt mit dem kleinen Alfons aus dem Allgäu nach. Auch dort waren sie nicht zuhause. Familie Boheim stammt aus Freiwaldau in Oberschlesien, von wo sie 1946 vertrieben wurden. Der Vater kam 1949 aus Kriegsgefangenschaft und trägt schwer an den Erlebnissen und Erinnerungen. Es gibt viele Vertriebene in der Stadt und sie sind nicht bei allen Einheimischen willkommen. Ansonsten herrscht Aufbruchstimmung: das Wirtschaftswunder ist im Gange, Kanzler Adenauer regiert, man baut am bescheidenen Wohlstand - und immer wieder brechen alte Wunden auf. Die Kinder stoßen auf gut gehütete Geheimnisse, stellen Erwachsene zur Rede, erleben Abenteuer, freunden sich an, überwinden Vorurteile. Die Geschichte der Boheims basiert auf historischen Fakten, vieles hat sich so ähnlich zugetragen. Michael Gans _1968 in Stuttgart, lebt in Ludwigsburg. Lehramtsstudium in den Fächern Technik, Kunst und Deutsch, Realschullehrer, Magisterarbeit über Erich Kästner, Dissertation über Rose Ausländer, Akademischer Oberrat des Faches Deutsch an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg für deutsche Literatur, Medien und ihre Didaktik sowie Spiel- und Theaterpädagogik. Zahlreiche Veröffentlichungen u. a. zu Rose Ausländer, Hilde Domin, Erich Kästner, Max Frisch, Erich Fried und Poetry Slam. Leiter von Textwerkstätten, Autor von Lyrik und Kurzprosa, Autor und Zeichner von Bilderbüchern.
(Extract)
Leseprobe (aus dem Kapitel "Der Wilde Westen"):
Die Jungen und Mädchen schlichen sich wie Indianer auf dem Kriegspfad hinüber zur alten Lagerhalle. Vorsichtig schaute Paul durch ein Fenster auf der Rückseite ins Innere. Alles war ruhig, keine Menschenseele zu sehen oder zu hören.
"Runter!", zischte Paul. Er hatte gerade einen Mann gesehen, der die Römerstraße entlang gekommen war und nun am Zaun stehenblieb und sich umschaute. Hoffentlich hatte er sie nicht entdeckt. Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Nicht, bevor Bärbel sie in ihren Plan eingeweiht hatte. Aber der Mann zog sich nur eine Zigarette aus der Jackentasche und zündete sie sich im Windschutz des Busches mit einem Streichholz an. Dann ging er weiter.
Langsam und vorsichtig schlichen sich die Abenteurer vorbei an den Gebäuden und stiegen zwischen Kieshäufen hindurch hinunter in die große Senke. Sie war in den letzten sechzig Jahren durch den Gipsabbau entstanden. An ihrem Rand ragten die Felswände steil auf. Es war wie im Grand Canyon. Zumindest konnte man das gut und gerne glauben, wenn man die Schilderungen in den Büchern von Karl May las, seine Romane vom Wilden Westen, in dem er selbst auch nie gewesen war. Hier unten in der großen Schlucht konnte man nur gesehen werden, wenn man direkt oben an der Abbruchkante stand. Und wenn es geregnet hatte, bildete sich am Fuß der Senke ein kleiner See. Die Sonne zauberte silberne Glitzerstellen auf die Wasseroberfläche. Ein Silbersee - fehlte nur noch der Schatz
(Author portrait)
Dr. Michael Gans, geboren 1968, lehrt als Akademischer Oberrat an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg Theaterpädagogik, Literatur- und Medienwissenschaften und ihre Didaktik.