Description
(Text)
Als viele Männer im Zweiten Weltkrieg als Besatzer, Kriegsgefangene oder Flüchtlinge in fremde Gebiete kamen, knüpften sie "sexuelle Kontakte" zu einheimischen Frauen. Eine Folge war die Geburt von mehreren 100.000 "binationalen" nichtehelichen Kindern. Automatisch standen sie unter amtlicher Vormundschaft. Die Jugendämter versuchten oftmals jahrelang, eine rechtliche Vaterschaftsanerkennung und väterliche Alimentation gerichtlich zu erstreiten. Wie konnte zu Beginn der 1950er Jahre eine grenzüberschreitende Vaterschaftsanerkennung und ein Unterhaltstransfer zwischen ehemals verfeindeten Nationen überhaupt realisiert werden? Wer waren dabei die Akteure? Und welche Argumentations- und Handlungsmuster nutzten Väter und Mütter in Unterhaltsprozessen vor einer Zeit der stichhaltigen Vaterschaftstests, um die Glaubhaftigkeit ihrer Aussagen zu beteuern? Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen Familienrechtsstreitigkeiten grenzüberschreitender Verwandtschaftsbeziehungen, die die Herstellungvon "normalen Familienverhältnissen" störte und das bundesdeutsche Ideal der "Normalfamilie" kontrastierte.
(Text)
Many men who came to strange lands as members of occupying forces, prisoners of war, or refugees had sexual intercourse with the native women. A consequence of this was the birth of 100,000 illegitimate binational children, who were automatically under official guardianship. Youth welfare offices tried for years to obtain legal paternal acknowledgements and the provision of paternal care.Could it at all be possible to get child support or an acknowledgment of paternity across borders in the early 1950s? Who was involved? And how did fathers and mothers act in law suits before the time of valid paternity tests? Family conflicts across borders, which disturb the establishment of the so called "normale Familienverhältnisse" and contrast with the German ideal of the "Normalfamilie", take center stage in my study.
(Author portrait)
Simone Tibelius studierte von 2005 bis 2010 Geschichte und Germanistik an der Universität Mannheim. Danach schloss sie das Promotionsstudium an und wurde im Mai 2015 mit der Arbeit "Grenzverkehr". Eine transnationale Rechts- und Sozialgeschichte von Vaterschaft und Unterhalt (1940-1980) an der Universität Mannheim promoviert. Zurzeit ist sie Archivreferendarin am Landesarchiv Baden-Württemberg.
(Author portrait)
Simone Tibelius attended University of Mannheim from 2005 until 2010. She graduated in History and German. She received her doctor's degree in May 2015. The doctoral thesis dealt with transnational and illegitimate families, by focusing on fatherhood and alimentation. Currently she works as a trainee in the Landesarchiv Baden-Württemberg.



