Description
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Wiederholungen durchweben nicht nur die meisten Bereiche unserer Alltagswelt, sie sind auch wichtige Organisationsprinzipien ästhetischer und kultureller Zeichensysteme allgemein. Formen und Funktionen sowie theoretisch-methodologische Aspekte einer Wiederholungsästhetik werden in den Beiträgen des vorliegenden Sammelbandes diskutiert und mittels Beispielanalysen aus der Literatur-, Kunst- und Kulturgeschichte sowie der Ästhetiktheorie und Geschichtsphilosophie veranschaulicht. Die systembildende Rolle textinterner oder intertextueller Wiederholungen zeigt sich sowohl in der Generierung ästhetischer Faszination als auch in der Stiftung semantischer Kohärenz. Umgekehrt kann die Wiederholung auch (scheinbar) systemwidrig fungieren, wenn sie als Kippfigur die textuelle Ambivalenz fördert.
(Table of content)
Károly Csúri, Joachim JacobEinleitung1 Prinzip Wiederholung - System- und SinnbildungÁrpád BernáthErkennen durch literarische Kunstwerke. Über Wiederholung und KohärenzKároly CsúriWiederholung. Kohärenzstiftung in poetologisch möglichen WeltenSibylle BaumbachFaszination der Wiederholung - Wiederholung der FaszinationJoachim Jacob"Triumf! Triumf! Triumf! Triumf!" Magie und Rationalität des wiederholten WortsMagdolna OroszWiederholungen als Strukturierungsmittel in narrativen TextweltenErzsébet SzabóAnalogie, Ähnlichkeit und Wiederholung bei der Interpretation von fiktional-literarischen Erzähltexten. Mit einer Beispielanalyse von Arthur Schnitzlers Leutnant GustlMárta HorváthOrientierung in mentalen Räumen. Literarische Wiederholungen aus der Sicht der kognitiven Poetik am Beispiel von Adalbert Stifters Bergkristall2 Prinzip Wiederholung - Kunst und KulturReinhard M. MöllerZum Zusammenhang von Neuheit und Wiederholung in der Ästhetik des späten 18. Jahrhunderts (Kant - Garve - Herder)Dezso CsejteiDie Wiederholung in der posthegelschen GeschichtsphilosophieRobin CurtisHistorical reenactments und historisch spezifische Strategien der Verortung in der GeschichteAnna Valentine UllrichDas Andere in der Wiederholung. Sinnstiftungsprozesse in der Musik und anderen KünstenLehel SataWiederholung als Grenzüberschreitung. Rhetorik der intermedialen Narration am Beispiel von Kafka-ComicsOrsolya BubryákNachbildung, Reproduktion, Kopie. Zum Phänomen der 'Wiederholung' in der Porträtkunst des ungarischen BarockJózsef SisaTradition und Kontinuität in der Baukunst3 Prinzip Wiederholung - LiteraturJadwiga Kita-Huber"Das Ganze wiederhohlte sich daher, wie eine wohlgesetzte Musik". Wiederholung als ästhetisches Kompositionsprinzip in K. Ph. Moritz' Roman Andreas Hartknopfs Predigerjahre (1790)Edina SándorfiDie grüne Schlange im Archiv. Spiraltendenz und Wiederholung als ein offenbares Geheimnis bei GoetheGéza HorváthRomantisches Heilsgeschehen in Novalis' Romanfragment Heinrich von OfterdingenBarbara NeymeyrWiederholung als Symptom der Epigonalität. Zur Ästhetik der Reproduktion in Stifters Erzählung NachkommenschaftenZoltán SzendiWiederholungspoetik in der Lyrik RilkesCsilla MihályKafkas Proceß als Wiederholungskomplex. Figurenkonstellationen im WerkHans EsselbornDeutungsperspektiven der Wiederholung bei Georg TraklFranz FromholzerKeinesfalls ein Vergnügen. Demonstrative Wiederholungen in Brechts Schriften zum epischen TheaterÉva KocziszkyRitualität und Wiederholung in Ingeborg Bachmanns Gedicht Am AkragasLaura CheieKippfigur Wiederholung. Lyrische Tautologien und ihre subversive SemantikManfred Müller"Beten ist ganz gewöhnlicher Wahnsinn. Schreiben ist ganz gewöhnlicher Wahnsinn". Josef Winklers Litaneien
(Author portrait)
Dr. Joachim Jacob ist Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Neuere deutsche Literatur der Universität Gießen.