Description
(Text)
In den Werken von Jean Améry und Imre Kertész ist das Überleben ein omnipräsentes Thema, das von einer zweifachen Verschiebung gekennzeichnet ist. Die erste Verschiebung ergibt sich dadurch, dass die Frage nach dem Weiterleben in den Mittelpunkt gerückt und in ihrer vielschichtigen Problematik entfaltet wird, die zweite aus der literarischen Auseinandersetzung, die untrennbar mit den Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen sprachlicher Vermittlung verbunden ist. Der Übergang vom Überleben zum Weiterleben als existenzielle Frage und als literarische Antwort macht aus der Rede des Überlebenden eine Rede über die Schwierigkeit weiter zu überleben. Es zeichnet sich ein Diskurs ab, dessen Besonderheit darin begründet liegt, die Positivität der Rede mit der Negativität des Inhalts zu konfrontieren. Die daraus resultierende diskursive Durchdringung also der Überlebensdiskurs ist dabei als eine Übertragung der Erfahrung des Jenseits in ein Diesseits der Schrift zu verstehen.
(Table of content)
Vorbemerkung
Hinführung
Erster Teil:
Jean Améry oder das uneinholbare Überleben
1. Die Irreversibilität im Rückblick und als Kontinuum
1.1 Die radikale Opferperspektive
1.2 Irreversibilität und Fremdheit
1.3 Die Zäsur Die Folterung (23. Juli 1943)
1.4 Die Darstellung des Nichtdarstellbaren
1.5 Die Subjektivierung im Spannungsfeld aus Re-Aktualisierung und Re-Singularisation
1.6 Das unerzählbar Gebliebene
2. Im Limbus des Überlebens der essayistische Raum zwischen Revolte und Resignation
2.1 Die Gegengewalt als Pharmakon
2.2 Im Antichambre des Überlebens
2.3 Der Flashback die doppelte Durchbrechung
2.4 Der essayistisch-literarische Raum als Vorfeld des Suiziddiskurses
2.5 Lefeu oder Der Abbruch als Doppelporträt und Janusgesicht
3. Von der Fremdheit zur Freiheit im Freitod Selbstrealisierung und Selbstzerstörung
3.1 Von der anhaltenden Fremdheit zur uneinholbaren Befreiung
3.2 Das Jenseits im Diesseits Der Tod des romantischen Todes
3.3 Der Diskurs im Diskurs
3.3.1 Zwischen Haptik und rhetorischer Aneignung Titel und Untertitel
3.3.2 Freitod als Terminus technicus
3.3.3 Abgrenzung und Eingrenzung
3.3.4 Die Rede im Widerstreit Aufbau, Struktur und Thesen
3.3.4.1 Die Exposition Vor dem Absprung
3.3.4.2 Die Komplikationen Wie natürlich ist der Tod?
3.3.4.3 Der Höhepunkt Hand an sich legen
3.3.4.4 Die Retardierung Sich selbst gehören
3.3.4.5 Die Aufhebung Der Weg ins Freie
3.4 Hand an sich legen als praktische Metaphysik und als Autobiothanatographie
Zweiter Teil:
Imre Kertész oder das unhintergehbare Überleben
1. Der Holocaust als Kultur
1.1 Die Wende oder der Rückblick in progress
1.2 Die Panne im Prisma der Übersetzung und als Editionsphänomen
1.3 Die Eröffnungssequenz als gleitendes Paradoxon
1.4 Beschreibung und Selbstbeschreibung
1.5 Dialogizität Der innere, verinnerlichte und sich verselbständigte Dialog
1.6 Der Vortrag als Hommage und Doppelporträt
1.7 Anlehnung, Aneignung und Abgrenzung
1.8 Im Strudel der Deutung: Der Suizid von Überlebenden als Selbstverurteilung
1.9 Der Holocaust als Literatur Kertész ethisch-ästhetisches Manifest
2. Überleben im Fortleben Selbstbestätigung und Selbstaufhebung
2.1 Die turbulente Leere Die Genese des Romans im Schlagschatten der Wende
2.2 Der Titel im Kontext von Leben und Werk
2.3 Die Spurensuche als Programm
2.4 Der Prolog und Epilog als Nekrolog
2.5 Diesseits und Jenseits des Abgrunds Im Zitat
2.6 Diesseits und Jenseits der Schrift Im Abgrund
2.7 Im Strudel der Fiktion(en) Intra- und Intertextualität
2.8 Überleben, Weiterleben und Fortleben in der Literatur
Engführung
Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Wörterbücher und Lexika
(Author portrait)
Christian Poetini ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Université Libre de Bruxelles.