Description
(Text)
Die Frage nach der Dialektik der Säkularisierung und nach den Formen des Fortlebens des Religiösen in der Moderne ist im Zuge des aktuellen 'religious turn' virulenter denn je. Mario Grizelj zeichnet die Genese dieses Fortlebens in einer Studie zum 19. Jahrhundert nach.Spezifische Formen von Religiosität (Wunder, Stigmata, Reliquien, die Eucharistiefeier und die mystische Rede) sind Prägeformen dessen, was wir ab dem 18. Jhd. als moderne Literatur verstehen. In der Aneignung medialer, semiotischer, ästhetisch-technischer und rhetorischer Verfahren, wie sie Religion ausgebildet hat, konstituiert sich Literatur als moderne Literatur. Dabei zeigt sich, dass die Darstellung des Unbestimmten, Uneindeutigen und Überdeterminierten das Kernproblem von sowohl Literatur als auch Religion ist und dass damit beide auf der Formebene ko-existieren.
(Author portrait)
Arbeitet seit 2005 am Institut für Deutsche Philologie der LMU München. 2008 Promotion mit einer Arbeit über experimentelle Prosa und 2014 Habilitation mit der Studie Wunder und Wunden. Forschungsschwerpunkte: Literatur vom Pietismus bis zur Spätromantik, Verhältnis von Religion und Literatur (der religious turn in den Literaturwissenschaften); Literatur-, Kultur- und Medientheorien; Vertretungsprofessor und Akademischer Oberrat an der LMU; PD Dr.