Full Description
In der aktuellen Medienkultur gewinnen akustische Interfaces zunehmend an Bedeutung, wie es sich in vielen Alltagsbereichen wie der Arbeit, Mobilität, aber auch Freizeit zeigt. Der Band nimmt diese Entwicklung zum Anlass, neue Perspektiven auf die Mediengeschichte und -praxis analoger und digitaler Interfaces zu eröffnen, um die Bedeutung des Akustischen für die Ausdifferenzierung gegenwärtiger Interfacekulturen herauszuarbeiten. Die rezente Ubiquität von Smart Speakern, Natural Language Processing und Voice User Interfaces deutet einen Paradigmenwechsel in der Human-Computer Interaction an, dessen medienkulturelle Bedeutung nur durch eine vergleichende Betrachtung aus Sicht der Media und Sound Studies, der Ludomusicology und der Dis/Ability Studies angemessen behandelt werden kann. Erst digitale Infrastrukturen und Machine Learning-Algorithmen machen Voice Assistant-Technologien zur gesellschaftlichen Realität. Dies lädt dazu ein, ihre Kultur- und Technikgeschichte, ihre Medienpraxis, Affordanzen und Plattformisierung einer genaueren Untersuchung zu unterziehen und dabei ästhetische mit technischen sowie historische mit informatischen Analyseansätzen zu kombinieren. Dadurch werden die vielfältigen und widersprüchlichen Politiken akustischer Interfaces in ihrer Tiefendimension und Entfaltung im 20. und 21. Jahrhundert exemplarisch erschlossen. Die Analyse geht damit über eine rein gegenwartsbezogene Diagnose hinaus und formuliert zugleich kritische Positionen für die Kontextualisierung zukünftiger akustischer Interface-Technologien.
Contents
Akustische Interfaces - Eine Lagebestimmung.- Akustische versus implizit sonische Schnittstellen - eine innertechnische Sicht.- Appunns Tonometer - zu den Politiken eines zeitkritischen akustischen Interfaces im Phonogramm-Archiv Berlin.- Werkzeuge und Medienpraktiken - Intelligente persönliche Assistenten und das Paradigma objektorientierten Programmierens.- Der Mensch als akustisches Interface - über Prozesse der Einhörung, Übertragung und Übersetzung bei der Live-Audiodeskription und im Blindenfußball.- Voice Interfacing - zum Ermöglichungspotenzial digitalen Spielens mit der Stimme für Menschen mit Behinderungen.- Körper, Stimmen, Prothesen - eine Geschichte sprechender Interfaces als Assistenztechnologien.- Die Kategorisierung von Schwerhörigkeit durch Telefonie im Großbritannien der Zwischenkriegszeit.- Mobiles Musikhören als Interface.- Als mobile Kommunikationstechnologien noch neu waren.- Schnittstellen-Hören - Auditory Display, Interface-Display & Sonic Display, eine medienpraktische Verknüpfung.- Ton auf Band - Raum-Zeit-Manipulationen und Materialwiderstände im BBC Empire Service.- Sound be-greifen - ein Versuch eines akustischen Interfaces für die (Un-)Hörbarmachung digitaler Signale.- Design Tinkering, akustische Interfaces und Crip Computing - den Turn zum Auditiven weiterdrehen.- Klang (be)schreiben - Sprachsynthese im Goldenen Zeitalter der Science Fiction (1930-1959).- A book that speaks of its own - Bücher als akustische Interfaces - eine spekulative Annäherung an Repräsentationen von Sound im Kontext von Wissenskommunikation.- Der Maschinensemiotik-Ansatz für ein akustisches Mensch-Maschine-Interface.