Description
(Text)
Die Wirkungsgeschichte von Kettenbriefen wird in dieser Untersuchung von den ersten Spuren über Randgebiete des Genres bis hin zur heutigen Massenverbreitung verschiedenster Varianten dargestellt und aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet. Zu diesem Zweck wurden in den letzten Jahre circa 500 Einzelbelege gesammelt. Sie stammen vorwiegend aus dem deutschen Sprachraum, sind im Zeitraum von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart aufgetreten und zeichnen sich durch das konstitutive Moment der Vervielfältigung aus, das nicht stets an eine direkte Drohung zum Erzwingen der Multiplikation gekoppelt sein muss. Um Argumentationen besser verständlich zu machen, wurden Auszüge einzelner Kettenbriefe in den Text integriert; im Anhang befinden sich vollständige Einzelbelege, auf die an entsprechender Stelle hingewiesen wird. Die zentrale Herangehensweise zum Thema, das heißt die Deutung von "Kettenbriefen als Schreib- und Kopierrituale", wurde bis heute offensichtlich nicht angedacht. In diesen bestimmenden Kontext werden die Schlagworte Identität, Tradition, Erbe, Magie und (Aber-)Glaube, gegenwärtiges Erzählen, Heil und Heilung, Glück und Pech und Emotionen eingebunden.