Description
(Text)
Die mittelniederländische Literatur, die zwischen dem 12. und 16. Jh. im flämischen, brabantischen, holländischen und limburgisch-maasländischen Sprachgebiet einschließlich des heutigen deutschsprachigen Niederrheins entstand, gehört, was Gattungsvielfalt, Thematik und Originalität im Umgang mit den bearbeiteten Quellen betrifft, zweifellos zu den reichsten und interessantesten in den europäischen Volkssprachen. Zu deutschsprachigen Texten des Mittelalters ergeben sich vielfältige Bezüge und Interferenzen. Zudem bietet sich die mittelniederländische Literatur als Vergleichsmöglichkeit für eine Analyse des Umgangs der mittelalterlichen deutschen Autoren mit ihren anderssprachigen Quellen geradezu an, da nicht selten die gleichen französischen oder lateinischen Werke ins Deutsche und Niederländische übertragen wurden und dabei z. T. charakteristische Variationen erfuhren. Trotz dieser, zumindest in der Theorie, überaus günstigen Voraussetzungen nutzen germanistische Mediävisten diesich daraus ergebenden Chancen meist nur zögerlich. Trotzdem ist diese Literatur, zu der - etwa mit Jakob van Maerlant, Hadewijch, Jan van Ruusbroec oder "Vanden vos Reynaerde" - Autoren und Werke von europäischem Rang gehören, den meisten Germanisten kaum bekannt. Im vorliegenden Sonderheft stellen Expertinnen und Experten die mittelniederländische Literatur in in überblicksartigen, exemplarischen oder auch programmatischen Beiträgen vor und laden so zum Dialog mit den Nachbarn ein.
(Author portrait)
Werner Besch, geboren 1928 in Erdmannsweiler; Studium der Germanistik, Anglistik, Philosophie und Geographie an der Universität Freiburg im Breisgau und der Universität Tübingen; Promotion 1956, Habilitation 1965; Lehrstuhl für Deutsche Sprache und ältere Literatur 1965-1970 an der Universität Bochum, ab 1970 an der Universität Bonn; Gastprofessuren in den USA, Australien, Neuseeland und Ungarn; Mitglied in wissenschaftlichen Akademien; Emeritierung 1993; Hauptarbeitsgebiete: Sprachgeschichte, Dialektologie, Soziolinguistik; Autor und Herausgeber von zahlreichen sprachwissenschaftlichen Publikationen.Hartmut Steinecke ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Paderborn. Er ist der Autor zahlreicher Bücher über Literatur der Romantik, Romantheorie, klassische Moderne, Gegenwartsliteratur.



