Description
(Short description)
Medizinethische Fragen werden in zunehmendem Maße speziell hierfür institutionalisierten Gremien zur Beantwortung überlassen. Diese Delegationspraxis ist jedoch erheblichen rechtlichen Bedenken ausgesetzt, insbesondere vor dem Hintergrund der Zulässigkeit sogenannter "ministerialfreier Räume" und der staatlichen Neutralitätspflicht. Daniel Ammann analysiert in seinem umfassenden Werk die spezielle Natur medizinethischer Fragestellungen und entwickelt ein verfassungsrechtlichen Vorgaben und praktischen Notwendigkeiten gerecht werdendes Verfahrensmodell für die sachgerechte Schlichtung medizinethischer Konfliktfälle.
(Text)
Die Medizinethik ist hinsichtlich ihrer Komplexität und ihrer gesellschaftlichen Bedeutung eines der großen Themen unserer Zeit. So bestehen erhebliche Unsicherheiten etwa in Fragen des normativen Dürfens des medizinischen Könnens oder der gerechten Verteilung knapper finanzieller und sachlicher Ressourcen im Gesundheitswesen. Fragestellungen dieser Art sind weder durch naturwissenschaftliches Fachwissen noch durch den Rekurs auf Recht und Gesetz zu beantworten. Vielmehr bedürfen sie eines interdisziplinären Lösungsansatzes unter Berücksichtigung moralphilosophischer Überlegungen. Da aber in moralpluralistisch ausgerichteten Gesellschaften kein Konsens über das zu operationalisierende Grundmodell ethischer Argumentation existiert, kommt es insbesondere im Praxisalltag zu Entscheidungsproblemen. Darüber hinaus besteht ein Bedürfnis nach unabhängigen Kontrollinstanzen. Deshalb werden medizinethische Fragen zunehmend speziell eingerichteten Gremien zur Beantwortung überlassen. DieseDelegationspraxis begegnet aber zahlreichen rechts- und demokratiestaatlichen Bedenken.
In seinem umfassenden Werk analysiert Daniel Ammann zunächst die spezielle Natur medizinethischer Fragestellungen. Anschließend skizziert er ein verfassungsrechtlichen Vorgaben und praktischen Notwendigkeiten gerecht werdendes Verfahrensmodell, welches eine sachgerechte Schlichtung medizinethischer Konfliktfälle ermöglicht. Damit stellt die Untersuchung einen wichtigen Beitrag dar, um die drängenden lebenswissenschaftlichen Probleme unserer Zeit effektiv und im Einklang mit der Rechtsordnung handhaben und beantworten zu können.
(Table of content)
Allgemeiner Teil
A. Das Feld der Neulandmedizin
Personale Beziehungsmodelle - Sachlich-ethische Fragestellungen in der modernen Medizin
B. Entscheidungsleitsysteme Recht, Ethik, Sozial- und Naturwissenschaften
Das System »Recht« - Grenzen des Rechts - Das System »Ethik« - Wege zu einer universalisierbaren (Medizin-)Ethik
C. Normative Einfallstore für die Moralphilosophie im Recht der Neulandmedizin
Medizinethik im Völkerrecht - Medizinethik im Europarecht - Medizinethik im deutschen Recht
Besonderer Teil
A. Die Institutionalisierung der Medizinethik: eine historische und systematische Betrachtung
B. Politische Ethikgremien (Ethikräte)
Der Parlamentarische Beirat zu Fragen der Ethik in den Lebenswissenschaften (Ethikbeirat) - Der Deutsche Ethikrat, der Gemeinsame Bundesausschuss und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitsweisen: Organisations- und verfahrensrechtliche Betrachtung sowie rechts- und demokratiestaatliche Analyse
C. Administrative Ethikgremien (Ethik-Kommissionen)
Ethik-Kommissionen im Arzneimittel-, Berufs-, Medizinprodukte-, Röntgen-, Stammzellenforschungs-, Transfusions- und Transplantationsrecht: Organisations- und verfahrensrechtliche Betrachtung sowie rechts- und demokratiestaatliche Analyse
D. Medizinethische Expertengremien und staatliche Neutralität
Das Neutralitätskonzept - Teleologische Interpretation des Neutralitätsgebots - Neutrale Auslegung medizinethischer Tatbestandsmerkmale
Literatur- und Sachverzeichnis