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Description
(Text)
Hearing Stories, das sind Geschichten, Gespräche, Episoden, Notizen, Gedichte und Zitate, die alle um ein allgegenwärtiges und großes Thema kreisen - um das Hören. Ob Sprache, Gesang und Musik oder der Traum von vollendeten, künstlichen Klangwelten, ob Lärm, der die Ohren betäubt, oder hörbare Erinnerungen in Ton-Archiven - es werden unterschiedlichste Bereiche des Hörens betrachtet. Es kommen Forscher, Experten, Prominente zu Wort, Menschen, die sich in besonderer Weise mit dem Hören auseinandersetzen, oder die über eigene Erfahrungen mit ihrem Hörsinn und dessen Grenzen berichten.
(Extract)
Leseprobe aus den Hearing Stories, Geschichte: Eine unwahrscheinliche Begegnung Ich hatte eine unruhige Nacht, ohne dass es dafür einen erkennbaren Grund gab. Und so ging ich schon sehr zeitig zum Frühstück und danach wieder nach oben, um meine Sachen zu packen. Um etwa 9.00 Uhr verließ ich mein Zimmer im fünften Stock und fuhr mit dem Fahrstuhl abwärts. Ich wollte auschecken. Der Fahrstuhl war vermutlich nicht der Richtige, denn er war ziemlich klein und eng. Mehr als zwei Personen passten da kaum hinein. Hatte ich versehentlich den Personalaufzug erwischt? Ich war allein und beobachtete während der Fahrt nach unten die Ziffern, die anzeigten, in welcher Etage ich mich gerade befand. In der dritten stoppte der Fahrstuhl plötzlich. Die Tür ging auf und... Rudi Carrell kam herein! Was war das? Träumte oder wachte ich? Ich hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Die Tür schloss sich wieder und die kurze Fahrt nach unten ging weiter. Ich war ganz allein mit ihm und es schoss mir durch den Kopf: Das ist deine große Chance! Du musst jetzt etwas sagen!! Unbedingt!! Er steigt gleich wieder aus! Oder der Fahrstuhl hält noch einmal und jemand anderes stellt sich zwischen dich und Carrell! Die Zeit drängt! Entscheide dich! Willst du diese einmalige Chance nutzen oder nicht? Es ist nicht meine Art, Stars anzusprechen und schon gar nicht, wenn sie privat unterwegs sind. Und allzu schnelle Entscheidungen liegen mir schon gar nicht. Mein Gehirn pulste und hämmerte! Was tun? Blitzartig fiel mein Blick auf sein rechtes Ohr. Ich sah eines seiner beiden Hörgeräte. Als Fachmann erkannt ich sogar die Marke. Achtung! Das war das Gesprächsthema! Eines, das auch ihn interessieren würde! Ich kannte seine Hörgeschichte! Ich konnte ihn gezielt auf etwas ansprechen! Im Bruchteil einer Sekunde traf ich eine Entscheidung, die schnellste meines Lebens! Das war die nackte Not, denn der Fahrstuhl bewegte sich gnadenlos nach unten. Carrell würdigte mich keines Blickes und schaute mürrisch nach unten auf seine Schuhe. Ich sagte: Entschuldigen Sie Herr Carrell, dass ich Sie anspreche. Er blickte noch mürrischer nach unten und schien zu denken: Kann man denn noch nicht einmal in Ruhe zum Frühstück gehen, ohne angequatscht zu werden? Ich habe jetzt keine Lust, Autogramme zu geben!
