DDR, mon amour (2018. 226 S. 18 cm)

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DDR, mon amour (2018. 226 S. 18 cm)

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  • 製本 Hardcover:ハードカバー版
  • 商品コード 9783962580148

Description


(Text)
Frühjahr 1981: Der Würzburger Student Robert fährt mit seinem giftgrünen Renault in die DDR, im Gepäck eine Hausarbeit zum Prager Fenstersturz für seinen Patenonkel Frieder. Dazu: Jede Menge Neugier und eine Sicht auf das andere Deutschland, die geprägt ist von Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Robert glaubt, dass die Menschen in der DDR, einem alles kontrollierenden Staat, im Privaten einen Gemeinsinn leben, den es im Westen nicht mehr gibt. Das rosige Bild bekommt jedoch schon beim Grenzübertritt erste Kratzer, wo Schikane Alltag ist und die Hausarbeit als Propagandamaterial konfisziert wird. Gespräche mit Frieder, einem Intellektuellen, der sich notgedrungen eine Nische im real existierenden Sozialismus geschaffen hat, Begegnungen mit Parteigängern, heimlichen Kritikern, Ausgewiesenen und potenziellen Republikflüchtlingen öffnen Robert Perspektiven auf seine eigene Welt. "DDR, mon amour" ist ein Roman über eine deutsch-deutsche Freundschaft zu Mauerzeiten, über Ideale, Sehnsüchte und die oft bizarren Realitäten im geteilten Deutschland.
(Extract)
Über das, was ich vorhatte, sprach ich mit niemandem. Nicht mal mit meinem besten Freund Leo, der mit wachsender Sorge betrachtete, wie sehr mich das Interesse am Osten in Beschlag nahm. Und schon gar nicht mit meinen Eltern. Denen sagte ich nur, dass ich wieder nach West-Berlin müsse, um für eine Arbeit an der Uni zu recherchieren. Dort, so log ich, gäbe es die besten Bibliotheken für meine Sache. Das klang plausibel und produzierte keine weiteren Nachfragen. Ich machte also nur eine Art Dienstreise.Ich kannte die Übergangsstelle gut - auch wenn ich die Fahrt über die breite Saalebrücke, einst eines der Vorzeigeprojekte der Nazis, stets etwas unheimlich fand. Zudem hatte ich gerade an dieser Grenzstelle jenes höchst unangenehme Ereignis mit den DDR-Grenzern, das ich Frieder so eindringlich beschrieben hatte. Daran musste ich denken, als ich auf der A9 Richtung Osten fuhr und gerade die Ausfahrt Münchberg passierte. Wie lautete noch der erste Satz aus Franz Kafkas Roman "Der Prozess"? Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Das war es, dachte ich jetzt. Die Situation an der Grenze zur DDR war Kafka entlehnt. Sobald ich die Übergangsstelle erreichte, nein, eigentlich schon jetzt, fühlte ich mich schuldig. Die Schuld wird quasi von Beginn an als gegeben vorausgesetzt. Meine Überlegungen, warum ich Schuld haben könnte, liefen daher ins Leere. Sie war einfach schon da.Die DDR funktionierte damit im Kern nicht anders als die katholische Kirche. Die Menschen waren zunächst alle Sünder. Durch Wohlverhalten konnten wir zwar die Folgen dieser Schuld erträglicher gestalten. Tilgen konnten wir unsere Schuld aber nie. Heute war es allerdings ein wenig anders. Diesmal hatte ich die Sünde bereits im Kopf, ich hatte sie schon geplant. Wenigstens wusste ich jetzt, warum ich mich schlecht fühlte. Das machte die Sache allerdings nur unwesentlich besser.
(Author portrait)
Der Osten hat Markus Ziener stets fasziniert. Als Student reiste er häufig in die DDR und nach Polen. Später, in den 90er Jahren, lebte er als Zeitungskorrespondent knapp fünf Jahre in Moskau. Danach folgten Stationen im Mittleren Osten und in den USA. Wenn möglich, macht er den Osten auch heute noch zum Thema in seinen Veranstaltungen an der Hochschule. Als Professor für Journalismus lebt und lehrt Markus Ziener in Berlin, als Autor schreibt er für verschiedene Medien.

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