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Description
(Text)
Die Elbphilharmonie in Hamburg, der neue Tiefbahnhof in Stuttgart, oder der neue Flughafen Berlin-Brandenburg - sie alle sind Großprojekte, die mit gewissen Problemen zu kämpfen haben: zu hohe Kosten, nicht ausreichende Sicherheitsbestimmungen, Bauverzögerungen, Unmut in der Bevölkerung.
Der zwischen 1866 und 1883 errichtete Justizpalast von Brüssel war zu damaliger Zeit ein ebensolches Großprojekt.
Nach einem kurzen Porträt über den Architekten, Joseph Poelaert und einer groben Analyse der Situation in Brüssel Mitte des 19. Jahrhunderts folgt das Kernthema der Studie, die Betrachtung des Bauwerks an sich. Neben dem architektonischen Aufbau des Justizpalastes wird auf einige wichtige Werke der künstlerischen Ausgestaltung des Gebäudes eingegangen. Eine Bewertung des Gesamtzusammenhanges bildet den Abschluss.
(Extract)
Textprobe:
Kapitel 3, Die Situation in der Mitte des 19. Jahrhunderts:
Durch die 1830 erlangte Unabhängigkeit Belgiens war das Land noch eine sehr junge Nation, der noch eigenständige Monumente und Denkmale fehlten.
Der von Joseph Poelaert entworfene und gebaute Justizpalast war jedoch nicht das erste größere Gerichtsgebäude in Brüssel: Der erste Justizpalast von Brüssel befand sich in einem ehemaligen Jesuitenkolleg (Abb.2), das 1816 auf Geheiß von Wilhelm I. Prinz von Oranien und König der Niederlande der Justiz zur Verfügung gestellt wurde und durch einen Architekten aus Lille eine neue Fassade erhielt (Abb.3). Die Hauptfassade dieses Vorläufers des heutigen Justizpalastes war auf den 'Place de la Justice' ausgerichtet und entlang des Gebäudes verlief die 'Rue de Ruysbroeck', die auch heute noch in Brüssel existiert. Das Gebäude des ehemaligen Jesuitenkonvents ist heutzutage jedoch nicht mehr zu sehen, an seiner Stelle steht heute die 'Bibliothèque royale de Belgique', die unmittelbar an den Kunstberg angrenzt. Der erste Justizpalast befand sich also beinahe in direkter Nachbarschaft des neuen Gebäudes.
Nach der Unabhängigkeit Belgiens stellte sich schnell heraus, dass für den Sitz der Gerichte ein neues Gebäude geschaffen werden musste: Die Räumlichkeiten des ehemaligen Jesuitenkonvents waren marode und mussten teilweise abgestützt werden, die Dächer waren undicht, sodass an manchen Stellen Wasser in das Gebäude drang und viele der Räume waren so feucht und schlecht belüftet, dass Papier das dort aufbewahrt wurde schon nach wenigen Tagen zu schimmeln begann. Ein weiteres Problem, das noch hinzukam, war vermutlich der Platzmangel, da das alte Gebäude nicht allen juristischen Instanzen Platz bieten können würde , die nach der Erhebung Brüssels zur Hauptstadt des souveränen Staates Belgien dort ihren Sitz haben sollten. All diese Punkte führten dazu, dass sich die zuständigen Behörden einig waren einen neuen Justizpalast errichten zu wollen; man war sichnur nicht einig darüber, ob man das neue Gebäude am bisherigen Standort errichten, oder ob man diesen aufgeben und nach einem neuen suchen sollte.
Nach reiflichen Überlegungen und sorgfältigem Abwägen der Möglichkeiten wurde festgestellt, dass die Fläche des Grundstücks des alten Justizpalastes nicht groß genug wäre, um dort einen neuen Justizpalast zu errichten, der alle Behörden und Instanzen aufnehmen könnte. Auf Grund von diversen Einsprüchen verschiedener Institutionen und Gerichtskammern begann eine lange Diskussion, wie und wo die verschiedenen Gerichte untergebracht werden sollten. Tilman-François Suys, der spätere Lehrer Poelaerts, wurde 1836 beauftragt einen vorläufigen Plan eines Ausbaus des Kassationshofs, dem obersten belgischen Gericht, zu entwerfen, dem dann alle anderen Instanzen angegliedert werden sollten. Hierfür wurde eine Maximalsumme von 240.000 Francs vom Parlament beschlossen, die Suys jedoch mit veranschlagten 315.000 Francs überschritt. Der Justizminister war nicht bereit eine solch hohe Summe zu bezahlen, ohne vorhin mit dem Parlament Rücksprache zu halten. Diese Diskussion gab der Planung eine neue Wendung, da mehrere Abgeordnete der Meinung waren, dass es sinnvoller sei ein komplett neues Gebäude zu errichten, anstatt ein altes zu erweitern. Aus diesem Grund schob der Justizminister den Ausbau des Gerichtsgebäudes erneut auf und rief stattdessen eine Kommission ins Leben, bestehend aus Staatsanwälten des Kassationshofes und Vertretern der ständigen Abordnung der Provinz Brabant, sowie des Gemeinderates der Stadt Brüssel. Diese Kommission war es, die zu dem oben genannten Schluss kam, dass der jetzige Standort ungenügend sei, um alle juristischen Instanzen dort zu vereinigen und man stattdessen nach einem neuen Standort suchen müsse.
Abermals wurde der Architekt Suys mit den Planungen beauftragt. Auf Grund von Meinungsverschiedenheiten bei der Aufteilung der Finanzierung des neuen Jus