Description
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Am Beispiel eines fiktiven Stadtwerkes, welches Anlagen Erneuerbarer Energien betreibt, werden in dieser Abschlussarbeit Modellierungsansätze für die Leistung und die Kosten von EEG-Anlagen vorgestellt. Dabei wird zunächst auf theoretische Ansätze zur Konstruktion von Modellen eingegangen. Weiterhin werden die Anlagen regenerativer Energie des fiktiven Stadtwerkes in Bezug auf technische, rechtliche und ökonomische Gesichtspunkte remodelliert, sodass sie die wichtigsten der rasanten Entwicklungen des letzten Jahrzehntes abbilden.
Mit den re- und neumodellierten Anlagen werden im Anschluss Wirtschaftlichkeitskalkulationen mit den Methoden der Investitionsrechnung, die jeweils knapp erläutert und interpretiert werden, durchgeführt. Schließlich wird mit dem überarbeiteten Modell ein Aufgabenkatalog erstellt, der zur kaufmännischen Weiterbildung im Bereich Erneuerbare Energien genutzt werden kann.
(Extract)
Textprobe:
Kapitel 3.6, Neumodellierung der Biogasanlage mit angeschlossenem BHKW:
3.6.1, Technische Angaben:
Die Neumodellierung einer Biogasanlage wird durch die unterschiedlichen Investitions- und Betriebskosten einzelner Anlagen erschwert. Die laufenden Kosten für Substrate, d. h. der im Gär-Prozess der Anlage verwendeten Stoffe, hängen entscheidend davon ab, welche Stoffe verwendet werden und woher diese bezogen werden. Daher wurde sich im Rahmen dieses Teils der Arbeit an einer Beispielanlage aus dem Leitfaden Biogas Von der Gewinnung zur Nutzung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (2010, S. 173-185) orientiert. Dabei handelt es sich um eine modellierte Anlage mit einer elektrischen Leistung von 350 kW. Diese Anlage hat eine jährliche Auslastung von 8.000 Volllaststunden (FNR, 2010, S. 175), eine Angabe, die mit dem Durchschnitt der in Sachsen vorhandenen Anlagen näherungsweise übereinstimmt (Brückner, 2012, S. 25).
Die Biogasanlage verwendet zur Gaserzeugung 70 %nachwachsende Rohstoffe (NaWaRo) und 30 % Viehmist bzw. Gülle.
Die thermische Leistung wurde aus der im Leitfaden angegebenen erzeugten Wärmemenge und den Volllaststunden der Anlage berechnet (FNR, 2010, S. 177), indem der Quotient aus beiden Kennzahlen gebildet wurde. Bei dem Eigenverbrauch an Wärme durch den Fermenter erscheint nach den Berechnungen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalens ein Anteil zwischen 20 und 30 % der erzeugten Wärme realistisch (2004, S. 106-108). Zusätzlich ist nach Heinloth (2003, S. 387) von Wärmeverlusten im Fernwärmenetz von etwa 10 % auszugehen. Für den Rest der erzeugten Wärme wird von einer Nutzung innerhalb des Fernwärmenetzes der Sonnenberga AG ausgegangen. Da der Verkauf dieser Wärme die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage beeinflusst, wird hier mit einem Deckungsbeitrag von 2 ct/kWhth gerechnet (FNR, 2010, S. 180).
3.6.2, Kosten der Anlage:
Für die Beispielanlage, die als Vorlage der hier durchgeführten Modellierung dient, bestehen Angaben zu Investitions-, Betriebs- und Substratkosten. Als spezifische Investitionskosten werden 3.864 pro installiertem Kilowatt angegeben (FNR, 2010, S. 179). Nach den Erhebungen des Deutschen Biomasse Forschungszentrums (2011, S. 36) kann man bei einer Leistung von 350 kWel von spezifischen Investitionskosten knapp über 4.000 /kWel ausgehen. Daher werden hier aus Gründen der Vereinfachung Investitionskosten von exakt 4.000 /kWel angenommen. Für die laufenden Kosten der Anlage gehen die Autoren des Leitfadens von jährlich etwa 360.000 aus (FNR, 2010, S. 182). Hierbei wurden Kosten für Substrate, Betriebsstoffe, Reparatur- und Wartungsarbeiten, Laboranalysen, Personal und Versicherungen einbezogen. Die für Kapitaldienst und Zinsen angegebenen Kosten werden im Rahmen dieser Arbeit aufgrund der Annahmen für die Wirtschaftlichkeitsrechnungen vernachlässigt, da der Kalkulationszins auf einem vollkommenen Kapitalmarkt diese Posten einschließt. Allerdings gehen die Autoren des Leitfadensdavon aus, dass sich die Biogasanlage am Standort der Tierhaltung befindet und daher keine Transportkosten für die eingesetzte Gülle anfallen (2010, S. 173). Diese Annahme ist im Falle einer von Stadtwerken betriebenen Biogasanlage nicht anwendbar, weshalb zusätzliche jährliche Kosten für den Gülletransport i. H. v. 50.000 angenommen werden.