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Description
(Text)
Nach dem Kopftuch-Urteil vom März 2015 brandaktuell: Eine 'Kopftuchlehrerin' vor dem höchsten Gericht: 2003 stritt Fereshta Ludin um ihr Recht, als Lehrerin im Staatsdienst ein Kopftuch zu tragen. Sie wurde zur bekanntesten Muslima Deutschlands: Heldin und Hassfigur. Der Prozess geriet zum persönlichen Duell mit einer Ministerin und veränderte Deutschland. Wie viele 'fremde Religiosität' verträgt unsere Gesellschaft? Zum ersten Mal erzählt Fereshta Ludin ihr turbulentes Lebens, das keine typische Einwanderer-Geschichte ist. Tochter eines afghanischen Diplomaten, Schülerin in Saudi-Arabien, Mutter einer muslimischen Patchwork-Familie, Weltbürgerin. Eine bekennende Muslima, die Deutschland mit gestalten und keine Zuschauerin sein will.
(Table of content)
Prolog / Wurzeln / Umbruch / Bonn / Unsere Reise / In Saudi-Arabien / Schicksalsschlag / Eine amerikanische Bereicherung / Meine Schuljahre / Ich und mein Kopftuch / Neue Wege / Aufbruchsstimmung / Asyl / Langsam ankommen / Reifejahre / Herzensangelegenheit / Wirklich erwachsen? / Studienzeit / Heimweh / Praxis / Miteinander reden / Achterbahn / Adrenalin / Nächste Runde / Talfahrt / Ausgebremst / Mein Interesse / vertreten / In anderen Umständen / Hello and Goodbye / Anders als geplant / Recht bekommen / Fallstricke / Letzte Runde / Selbstgespräche / Crash / Glück / Damals und heute / Hoffnung / Widmung / Biografische Zeittafel / Glossar
(Extract)
WER ICH BIN: Ja, ich bin Deutsche, aber auch andere Sprachen und Kulturen sind ein Teil von mir: Ich stehe auf und verrichte das Morgengebet auf Arabisch, dann frühstücke ich mit meinem Mann und wir unterhalten uns auf Deutsch. Ich sehe meine Mutter und schalte augenblicklich auf Persisch um. Das Leben draußen spielt sich auf Schwäbisch ab, in den Geschäften, beim Arzt und natürlich bei der Arbeit. Und dann telefoniere ich regelmäßig mit langjährigen Freundinnen auf Arabisch oder Englisch. Und damit nicht genug. Es reicht mir nicht, meinen Alltag zu bestreiten, und in den Tag hineinzuleben. Ich möchte meine Umwelt mit gestalten, ein aktives Mitglied der Gesellschaft sein. Ich möchte die Welt ein kleines Stück weit besser hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe. Und ich möchte zum Nachdenken anregen. Ich war noch nie bloß Zuschauerin - und ich hoffe, auch nie zu eine zu werden.GLÜCK IN SCHWABEN: So etwas Unglaubliches! In diesem kleinen Dorf mitten im Schwabenland sprach der stellvertretende Schulleiter Dari und hatte in Afghanistan gelebt. Es erschien mir unwirklich, fast wie ein Wunder. Da schien Gott einen ganz besonderen Platz für mich ausgesucht zu haben. TURNEN MIT KOPFTUCH UND SEXUALKUNDE? "Ich habe in Bezug auf den Sportunterricht keinerlei Bedenken. Ich selbst habe schon an verschiedenen Geräten mit einem Kopftuch geturnt." Diese Aussage schien den beiden Damen von der Schulbehörde zu gefallen. Ich sah ein Aufleuchten ihren Augen. "Auch was den Sexualkundeunterricht angeht, habe ich mit den Inhalten in keinem einzigen Punkt ein Problem." Die Damen nickten wieder im Gleichtakt und schrieben fleißig weiter.EIN FALL FÜR DAS MUSEUM: Selbst mit viel Fantasie hätte ich mir nie vorstellen können, dass einmal etwas von mir in einem Museum zu finden wäre. Doch jetzt bekam ich eine Anfrage vom Landesmuseum Stuttgart. Sie wollten tatsächlich ein Kopftuch von mir! Ich konnte es kaum glauben. Als handle es sich dabei um einen sakralen Gegenstand. Für mich war es einfach zu einem Kleidungsstück geworden. Ich überlegte, welches ich ihnen zuschicken sollte.Ein buntes oder einfarbiges Tuch? Ein quadratisches oder doch einen Schal? Ein praktisches oder eines, das schnell herunterrutschte?DAS KOPFTUCH UND DER ROTE STERN: Die Weihnachtsferien wurden mir gleich zu Beginn vermiest. Der Spiegel brachte eine Spezialausgabe zum Thema "Rätsel Islam" heraus. In einem der Artikel ließ der Autor sich über das Kopftuch und dessen Irrwitz aus, berichtete dann über meinen Fall und zitierte freudig den CDU-Bundestagsabgeordneten Otto Hauser: "Wenn Sie bei Ludin das Kopftuch gestatten, dann müssen Sie morgen auch das Tragen des roten Sterns oder anderer neofaschistischer Symbole erlauben." Daneben mein Foto.



