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Description
(Text)
Ich starrte den Arzt fassungslos an. Tränen stürzten aus meinen Augen. In meinem Kopf schrie immer nur ein Satz, Claudia muss sterben. Ich kann nichts mehr für sie tun, die Ärzte können nichts mehr tun, o Gott hilf uns." Ein maximal zwei Jahre gibt der hochkarätige Mediziner Claudia noch. Dann wird sie aufgrund ihres stark geschwächten Herzens friedlich einschlafen. Wie Hedi mit dieser niederschmetternden Diagnose umgeht, wie sie Löwin im Kampf und das Leben ihres Kindes wird erfährt der Leser in diesem nachdenklich stimmenden Buch, das aufzeigt, wie wichtig und aktuell das Thema Organspende ist.
(Extract)
Den ersten klitzekleinen Hoffnungsschimmer erhielt ich durch einen Zeitungsartikel. Prof. Christiaan Barnard gelang am 02.12.1967 die erste Herztransplantation in Kapstadt. Zwar starb der Patient nach 15 Tagen, aber es war für mich ein Lichtstreif. Der zweite Kapstadter Patient Ph. Bleiberg überlebte immerhin schon 18 Monate.
Im Juli 1968 bekam ich einen Brief von Prof. B. aus Göttingen. Darin teilte er mir mit, dass in Amerika Claudias Herzfehler erfolgreich operiert werden könnte. Es gäbe endlich Hoffnung. Ich sollte mit Claudia zu einer Voruntersuchung nach Göttingen kommen. Wenn alle Voraussetzungen gegeben seien, schicke er Claudia zur Operation nach Amerika.
Was bin ich mit diesem Brief in den Händen vor Freude durchs Haus getobt. Meinen Mann rief ich an, Eltern und Freunde. Ganz aus dem Häuschen war ich vor Glück. In meinem grenzenlosen Optimismus gab es überhaupt keine Komplikationen. Natürlich würde Claudia nach Amerika reisen. Nach der Operation würde sie endlich gesund sein und wir könnten all die schönen Dinge tun, die auch andere Familien mit ihren Kindern machten. "Nun wird alles gut", dachte ich.
Am Abend dämpfte mein Mann meinen Überschwang. Ihm bereitete es viel mehr Schwierigkeiten mit Claudias Krankheit umzugehen, als mir. Er gehörte zu den Menschen, die über ihren Kummer nicht reden können, sondern in sich rein fressen. Er sprach nicht über die Situation, versuchte immer stark zu sein und alles mit sich alleine abzumachen. Er grübelte viel, hatte starke Depressionen und war teilweise sehr verschlossen.
Mein unerschütterlicher Optimismus und lange Gespräche halfen ihm oftmals aus diesen dunklen Tälern heraus. Für mich zählte nur der heutige Tag. "Heute" war Claudia bei uns und "Heute" konnten wir den Tag gemeinsam erleben und gestalten. Was morgen oder übermorgen geschah, war mir vollkommen wurscht.
(...)
Unsere Reise nach Göttingen traten wir, beladen mit vielen Wünschen und Grüßen von Freunden und Verwandten, an. Dienotwendigen Untersuchungen sollten innerhalb der kommenden Woche erfolgen. Bis dahin blieb Claudia in der Klinik, wir fuhren nach Hause.
In dieser Woche sprachen mein Mann und ich intensiv miteinander. Wir rechneten und planten. Gemeinsam Claudia nach Amerika zu begleiten war uns unmöglich. Das überstieg bei weitem unsere finanziellen Möglichkeiten. Daher einigten wir uns, dass ich mit Claudia in die USA fliegen sollte. Mein Mann schränkte ein:"WENN die Operation durchgeführt wird.""Natürlich wird die Operation durchgeführt!"Als die Woche vorbei war, machten wir uns auf den Weg nach Göttingen. Für mich war alles klar, in Gedanken standen die gepackten Koffer für die große Reise schon bereit.
Fünf Jahre war Claudia nun alt. Wenn die Ärzte sie jetzt operierten, das ganze Leben läge ihr zu Füßen. Ich malte mir ihre Zukunft aus, stellte mir vor, was sie alles machen könnte, wie viele Chancen ihr offen stünden.
Niemand dürfte mehr zu mir sagen: "hr Kind ist in einem oder in zwei Jahren tot. Mit großer Wahrscheinlichkeit schafft sie ihr drittes Lebensjahr nicht mehr." Nie mehr wollte ich das hören. Nie wieder wollte ich diese erbärmliche Angst tief in mir verspüren. Fortan sollte Claudia glücklich aufwachsen, ohne Schmerzen und ohne ständige Krankenhausaufenthalte.In der Klinik führte uns eine Schwester sofort zu Prof. B. Er begrüßte uns, nahm mich kurz in den Arm und setzte sich uns gegenüber.
Sachlich und ruhig fällte er anschließend Claudias Todesurteil. "Wir können die Operation bei Claudia leider nicht mehr durchführen. Es ist zu spät! Ihr Herz musste in den vergangenen fünf Jahren absolute Schwerstarbeit leisten. Leider hat das die Lunge in Mitleidenschaft gezogen. Ihre Lunge ist so schwer beschädigt, dass nur noch eine Lungentransplantation helfen kann. Ein derartiger Eingriff wurde bislang noch nirgendwo auf der Welt durchgeführt.