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Description
(Short description)
»Hier also das Tagebuch dieser Reise im Automobil durch einen Teil von Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland und vor allem durch einen Teil von mir selbst. Ist das aber wirklich ein Tagebuch? Ist das überhaupt eine Reise? Sind dies nicht eher Träume, Träumereien, Erinnerungen, Impressionen, Erzählungen, die zumeist überhaupt keinen Bezug, keine sichtbare Verbindung zu den besuchten Ländern haben, sondern ganz einfach in mir eine Figur, der ich begegnet bin, erstehen oder wiedererstehen lassen, eine flüchtig gesehene Landschaft, eine Stimme, die ich meinte im Wind singen oder weinen zu hören?«
(Text)
628-E8 nimmt eine auffällige Sonderstellung in Mirbeaus uvre ein: Es ist sein umfangreichstes und undefinierbarstes, sein formal dekonstruktivstes und inhaltlich skandal-trächtigstes, sein heiterstes und zugleich boshaftestes und das letzte literarische Werk, das er selbst noch vollständig abgeschlossen hat. Die eigentliche Hauptfigur darin ist nicht mehr ein Mensch, sondern eine Maschine, wenn auch mit Merkmalen eines idealen Lebewesens, ein Automobil mit dem Nummernschild '628-E8'. Und das Buch ist nicht, wie bis dahin dem literarischen Kanon entsprechend, einem Gönner, Freund oder literarischen Kollegen oder einer verehrten Dame gewidmet, sondern überraschend einem Industriellen, dem Konstrukteur dieses Luxusvehikels: Fernand Charron.Mirbeaus Buch erzählt lustvoll unchronologisch und chaotisch in einem Patchwork von Erlebnissen, Träumen, Phantasien und abschweifenden Exkursen von seiner Autoreise im Mai 1905 durch Belgien, Holland und Deutschland. Er reist mit seinem eigenen Automobil (30 PS, 4 Zylinder, 4 Gänge) samt Chauffeur und wird begleitet von seiner Frau Alice und drei weiteren Freunden (die aber nie namentlich genannt werden und nie zu Wort kommen).'Octave Mirbeau ist der größte französische Schriftsteller unserer Zeit und derjenige, der in Frankreich den Geist des Jahrhunderts am besten repräsentiert.'Leo Tolstoi
(Extract)
'Es gibt Momente, in denen ich mich auf die ernsthafteste Weise der Welt frage, welcher Teil in alledem der des Traums und welcher der Teil der Wirklichkeit ist. Ich weiß es nicht. Das Beunruhigende am Automobil ist, daß man niemals weiß, daß man niemals wissen kann. Das Automobil ist die Kaprice, die Laune, die Unlogik, bei der man alles vergessen muß. Man fährt in Richtung Bordeaux los, und am Abend ist man - man weiß nicht, wie. man weiß nicht, warum - in Lille. Abgesehen davon, ob Lille oder Bordeaux, Florenz oder Berlin, Buda-Pesth oder Madrid, Montpellier oder Pontarlier. was macht das für einen Unterschied?.Das Automobil ist auch die Deformation der Geschwindigkeit, das ständige Zurückgeworfenwerden auf sich selbst, das permanente Schwindelgefühl.Wenn man nach einer zwölfstündigen Fahrt aus dem Auto steigt, gleicht man dem Kranken, der in Ohnmacht gefallen ist und der langsam wieder Kontakt mit der Außenwelt auf -nimmt. Die Gegenstände erscheinen einem noch wie belebt von sonderbaren Grimassen und unkoordinierten Bewegungen. Erst allmählich nehmen sie wieder ihre Gestalt, ihren Platz, ihr Gleichgewicht an. Man hat ein Rauschen in den Ohren, als wären Tausende von Insekten mit rauschenden Flügeln in sie eingefallen. Man hat den Eindruck, als würden sich die Augenlider mit Mühe vor dem Leben heben wie ein Theatervorhang vor der Bühne, die sich gerade illuminiert.