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Description
(Text)
"Zwischen 1989 und 1999 waren in 14 Ländern Lateinamerikas, Asiens, Afrikas und Europas internationale Friedenstruppen im Einsatz, die nach dem Ende eines Bürgerkriegs den Aufbau einer Zivilgesellschaft gewährleisten sollten. Ungeachtet aller bestehenden Unterschiede verfolgten diese Interventionen eine ähnliche Strategie: Eine sofortige Demokratisierung und die umgehende Einführung der Marktwirtschaft sollten den Frieden langfristig sichern. Der kanadische Politologe Roland Paris unterzieht diese Missionen einer eingehenden Evaluation und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Wird die politische und ökonomische Liberalisierung zu rasch vorangetrieben, verschärft sie bestehende soziale Spannungen und erzeugt neue, destabilisierende Effekte, die Gewalt allzu oft fördert, statt sie zu verhindern.
Roland Paris Fallstudien - Angola, Bosnien, El Salvador, Guatemala, Kambodscha, Kosovo, Kroatien, Liberia, Mosambik, Namibia, Nicaragua, Osttimor, Ruanda, Sierra Leone - belegen eindrucksvoll seine zentrale Schlussfolgerung, dass nämlich sofortige Demokratisierung und Einführung der Marktwirtschaft unvermeidbar Unruhe stiftende und konfliktfördernde Prozesse darstellen, auf deren Herausforderungen die meisten vom Bürgerkrieg gezeichneten Staaten denkbar schlecht vorbereitet sind. Trotz dieser inhärenten Probleme und der daraus entstehenden "Pathologien der Liberalisierung", die Paris diagnostiziert, bleibt er von der Richtigkeit des bisherigen Ansatzes der Friedenssicherung überzeugt. Im zweiten Teil seiner Studie skizziert er deshalb, wie eine Postkonfliktgesellschaft behutsam auf den Weg zu einem dauerhaften Frieden gebracht werden kann. Mit dem Prinzip der "Institutionalisierung vor Liberalisierung" werde der Übergang zu einer friedlichen marktorientierten Demokratie zwar läng er dauern, und die entsprechende internationale Mission deshalb vermutlich zeit- und kostenintensiver sein, dafür jedoch umso nachhaltiger und erfolgreicher. Die wichtigsten Faktoren in diesem Verfahren sind Zeit und Kontrolle: Wahlen finden erst dann statt, wenn keine Destabilisierung mehr droht; staatliche Institutionen wie die Justiz, die Polizei und das Gesundheits- und Bildungswesen werden etabliert; extremistische Strömungen in den Medien werden geahndet und schließlich eine Wirtschaftspolitik, die auf bisher übliche"Schocktherapien"verzichten, zugunsten eines umsichtigeren Vorgehens, das soziale Ungleichheit und die damit einhergehenden Spannungen zu vermeiden sucht.
(Author portrait)
Paris, Roland
Roland Paris, kanadischer Politologe und Experte für Fragen der internationalen Politik und Sicherheit, lehrt und forscht seit 2006 an der University of Ottawa.