Description
(Text)
Trotz der vorgeschriebenen Anonymität zwischen Knochenmark-Spender und Empfänger stellt Susanne Schäfer eine geistige Verbindung mit ihrem genetischen Zwilling her. Unermüdlich versucht die Autorin bereits vor und auch nach ihrer Knochenmarkspende, mit dem kleinen Patienten, der ihre Zellen empfangen hat, in Kontakt zu treten - was institutionell unerwünscht ist. Überrascht darüber, dass ihr genetischer Code mit dem eines kleinen Jungen aus dem fernen Orient übereinstimmt, versucht sie alles, um in Erfahrung zu bringen, ob sie ihm zu neuer Gesundheit verhelfen konnte.Auch wenn ihr eine persönliche Kontaktaufnahme nicht möglich ist, empfindet sie in ihrem Bangen um dessen Leben eine tiefe Verbindung mit dem fremden Wesen. In ihrem neuen, sehr persönlichen Buch schildert Susanne Schäfer auch ihre Erfahrungen mit der unproblematischen Knochenmarkentnahme im Krankenhaus. Damit kann das Buch Menschen, die selbst eine Registrierung als Knochenmarkspender in Erwägung ziehen, ihre Entscheidung erleichtern.
(Review)
"... dass die Menschen über alle nationalen und religiösen Grenzen hinweg miteinander verbunden sind." (Martin Reinhard in: Gegenwart - Zeitschrift für Kultur, Politik, Wirtschaft); "Die 43-jährige medizinische Autodidaktin hat ihre eigene langjährige chronische Krankheitsgeschichte - sie litt unter Autismus, Narkolepsie (Schlafkrankheit) sowie Parkinson - in bisher drei Büchern als eine Mischung von wissenschaftlicher Abhandlung und subjektivem, Tagebuch ähnlichem Bericht dargestellt ... Ihr viertes Buch sieht sie erstmals nicht in der Rolle der Patientin." (Frankfurter Rundschau)
(Extract)
Ab jetzt ist nichts mehr wie vorher. Äußerlich gesehen läuft alles weiter in der gewohnten Hochsommer-Geschäftigkeit, in der nicht einmal Zeit für das Freibad ist, doch innerlich wende ich mich mehr und mehr dem unbekannten Menschen zu: Wer bist du? Die medizinischen Aspekte, auf die ich mich früher so gierig wie ein Geier aufs Aas gestürzt hätte, bleiben außen vor. Ich denke an den Patienten, der zumindest einen Großteil meiner HLA-Merkmale mit mir teilt. Hat er wirklich Leukämie? Warum eilt es so? Ich warte schon über zehn Jahre auf Abruf in der Datei; man hätte mich doch jederzeit über die weltweiten Spenderdateien-Vernetzungen finden können; das geht doch heutzutage ungleich besser und schneller als noch vor zehn oder gar zwanzig Jahren. Und soweit ich mich erinnere, gibt es noch etliche andere Erkrankungen, die mit Knochenmark-Transplantation behandelt werden können. Doch in dem zugeschickten Info-Material ist immer nur von Leukämie die Rede Merkwürdig ist auch, dass von Anfang an in meinem konkreten Fall die Rede von Markentnahme aus dem Beckenkamm ist, die eher "altmodische", heute nur noch selten praktizierte Methode. Natürlich habe ich sofort alle Einwände bzgl. "Vollnarkose" zurückgezogen, klar, wenn die Ärzte meinen, dass der Patient dadurch bessere Chancen hat, gibt es für mich kein Zaudern. Längst ist ein wie elektrisierendes Feuer in mir entfacht, weil ich spüre, dieses Geschehen ist wichtig, und die mandelförmigen Augen scheinen mir die Botschaft zu senden: Du bist diejenige, deren Immunsystem ich will - und kein anderes!