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Description
(Text)
Interviews, Porträts und Analysen stellen in diesem Buch die jungen Menschen dar, die Anfang 2011 den Präsidenten Husni Mubarak stürzten - und damit innerhalb von wenigen Tagen zu einem bedeutenden politischen Akteur wurden. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der neuen Bewegungen, ihrer Organisation und den ProtagonistInnen sowie der Neuordnung der Politik im ersten Jahr nach dem Rücktritt von Mubarak, den Bündnissen, Zerwürf- nissen, Hoff nungen und Enttäuschungen der AktivistInnen und der Frage, was aus der ägyptischen Revolution gelernt und anderswo- hin mitgenommen werden kann. Dieses Buch beleuchtet die Revolution in Ägypten aus einer linken Bewegungsperspektive - und lässt dabei wo immer möglich, die ägyptischen AktivistInnen selbst zu Wort kommen, mit dem Ziel, einen Austausch auch mit hiesigen Bewegungen zu ermöglichen, unter der Frage: Worin lag ihr Erfolg? Wie ist der Brückenschlag zu anderen Teilen der Gesellschaft - von den liberalen über die Arbei- terInnen bis hin zu den religiösen Kräften - gelungen?
(Extract)
'Ich war eine ganz normale Ägypterin', sagt Heba Hafiz. 'Und wie alle ganz normalen Ägypter hatte ich nur ein Ziel: Ägypten sobald wie möglich zu verlassen. Für Politik habe ich mich nicht interessiert.' Dann kam die Revolution, und alles wurde anders. 'Mein Leben ist das komplette Gegenteil von dem, was es vorher war', sagt die quirlige junge Frau mit dem Kopftuch heute. 'Ich war auch zuvor schon selbstständig. Aber jetzt, jetzt bin ich wirklich frei! Ich lasse mir von niemandem mehr etwas sagen, ich mache und setze durch, was ich will.' In den 14 Tagen, die sie auf dem Tahrir-Platz verbracht hat, habe sie gelernt, stark zu sein, geduldig. 'Wir hatten kein Essen, konnten nicht aufs Klo. Meine Eltern waren nicht reich, aber auch nicht arm, das kannte ich nicht.' Die Revolution, sagt sie, war die wichtigste Zeit ihres Lebens, die schönste und schrecklichste zugleich. 'Wir sind dem Tod gegenübergestanden, wir haben gesehen, wie Freunde neben uns gestorben sind. Danach ist nichts mehr wie zuvor.'AhmedSaudi-Arabien. Oder die USA. Bis zur Revolution war sein Plan klar. Ahmed studiert Öl-Ingenieurwesen in Suez, er pendelt jeden Tag. Eineinhalb Stunden dauert der Weg von Nasr City in Kairo, wo er mit seinen Eltern und zwei Brüdern lebt, bis zu Universität. Als er sein Diplom in der Tasche hatte, wollte er weg, raus aus Ägypten, aus der Enge, der Erstarrung, dem Land, in dem sich nie etwas änderte, in dem er ständig der Willkür der Polizei ausgesetzt war. Die Revolution hat alles geändert. Sein überschaubares Leben, ein Leben in Wartestellung, ein Leben auf den Moment hin, dass ein anderes Leben beginnen könnte, brodelt auf einmal vor Aktivität. 'Ich habe Hoffnung jetzt', sagt er. 'Die Dinge sind noch nicht besser, aber zumindest ist Hoffnung da, für mein Leben, für dieses Land.'SelwaSelwas Geschichte ist eine Geschichte von Liebe und Gewalt. Von viel Gewalt, und sie hat nicht erst mit der Revolution begonnen. Anders als viele, die Ende Januar auf den Platz zogen, hatte Selwa nichts zu verlieren, als sie sich den Protesten anschloss. Sie ist in Oberägypten aufgewachsen, in einer Familie, die so arm ist, dass sie auf die Straße betteln ging. Ihr Vater dealte mit Drogen, versuchte sie zu vergewaltigen, schlug sie halbtot. Sie floh, schlug sich allein durch, lebte mal hier, mal dort. Als die Revolution ihren Lauf nahm, war Selwa in Alexandria. 'Ich habe mich nicht getraut, nach Kairo zu fahren', sagt sie. 'Das war zu gefährlich ohne Ausweis in jener Zeit.' Selwa hat keine Papiere, offiziell existiert sie gar nicht, sie ist illegal im eigenen Land. Ihre Eltern haben nie eine Geburtsurkunde für sie ausstellen lassen.



