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Description
(Short description)
Die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm in ihrer Erstdruckfassung mit dem Anmerkungsapparat der Brüder Grimm und einem psychoanalytischen Vorwort von Peter Dettmering.
(Text)
Unser Verhältnis zu den Märchen der Brüder Grimm ist an eine bestimmte, uns von Kindheit an geläufige Wortgestalt gebunden, weshalb es fast unvermeidlich zu einer Störung dieses Verhältnisses führt, von Textvorläufern, Varianten, "Urfassungen" zu erfahren, die vom Bekannten und Altvertrauten abweichen. Es gibt die - 1975 von Heinz Rölleke herausgegebene - "Älteste Märchensammlung der Brüder Grimm", daneben die um 1947 von Friedrich Panzer besorgte Neuherausgabe der beiden Erstdruckbände von 1812 und 1815 der er den Untertitel "Vollständige Ausgabe in der Urfassung" mitgab. Gegen die Bezeichnung "Urfassung" haben sich seither kritische Stimmen erhoben. Da die Märchen bis dahin immer nur mündlich überliefert worden waren, hatten sie zweifellos vor der ersten Drucklegung schon viele Veränderungen erfahren: wie die wahre "Urfassung" aussah, wird sich nie mehr feststellen lassen. Dagegen können wir genau verfolgen, was mit der Erstdruckfassung geschehen ist und wie es möglic c war, dass sie wie eine archäologische Tiefenschicht unter den von Wilhelm Grimm bearbeiteten Wiederauflagen - von 1819 bis 1857 - verschwinden konnte. Panzer fiel hier in der Tat die Rolle eines Archäologen und Neuentdeckers zu. Und da sich die späteren, oft erheblich veränderten Fassungen so tief in das allgemeine Bewusstsein eingegraben haben, besteht selbst heute noch die Gefahr, dass die Erstdrucktexte wieder von ihnen zugedeckt werden und in Vergessenheit geraten. Sie wieder greifbar zu machen und den "Dialog" von Erstdruck und Spätfassung nicht erneut abreißen zu lassen, ist das Ziel dieser Ausgabe.
(Extract)
"Vom süßen Brei
Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald und begegnete ihm darin eine alte Frau, die wußte seinen Jammer schon und schenkte ihm ein Töpfchen, zu dem sollt' es sagen: ,,Töpfchen koch!" so kochte es guten, süßen Hirsebrei, und wenn es sagte: ,,Töpfchen steh!", so hörte es wieder auf zu kochen. Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim und nun waren sie ihrer Armuth und ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei, so oft sie wollten. Auf eine Zeit war das Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter: ,,Töpfchen koch!", da kocht es und sie ißt sich satt; nun will sie, daß das Töpfchen wieder aufhören soll, aber sie weiß das Wort nicht. Also kocht es fort und der Brei steigt über den Rand heraus, und kocht immer zu, die Küche und das ganze Haus voll, und das zweite Haus und dann die Straße, als wollt's die ganze Welt satt machen..."
(Author portrait)
Jacob Grimm wurde 1785 in Hanau geboren. Er studierte in Marburg und Paris. Der Germanist arbeitete als Professor in Göttingen, wurde jedoch als Mitverfasser des politischen Protestes der Göttinger Sieben von seinem Amt enthoben. 1841 holte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. ihn und seinen Bruder Wilhelm Karl Grimm (1786-1863) als Mitglieder an die Akademie der Wissenschaften nach Berlin. Mit seinen auf eingehender Quellenforschung beruhenden Werken Deutsche Grammatik und Geschichte der deutschen Sprache legte Jacob Grimm die Grundlage der Germanistik. Er bearbeitete die ersten Bände des von ihm und Wilhelm Grimm begründeten Deutschen Wörterbuchs. Gemeinsam mit seinem Bruder und K. Lachmann gilt Jacob Grimm als der eigentliche Begründer der deutschen Philologie. Jacob Ludwig Carl und Wilhelm Karl Grimm sind die bekannten Herausgeber der "Kinder- und Hausmärchen". Jacob Grimm starb 1863 in Berlin.