Description
(Text)
Zentrales Anliegen dieser Studie ist es, Gewaltdarstellungen im Romanwerk Anthony Trollopes vor dem Hintergrund zeitgenössischer Diskurse über Gewalt zu untersuchen und wiederkehrende Kompositionsprinzipien sowie deren Implikationen herauszuarbeiten. Ausgehend von Trollopes Methodik des realistischen Schreibens und seiner besonderen Stärke in der psychologischen Persönlichkeitsschilderung seiner Figuren widmet sich die Arbeit hauptsächlich Darstellungen von Gewalt im Kontext von Ehe und Familie.Einmal eingeordnet in die genannten Kontexte werden physische wie auch psychische Gewalt in ihrer spezifischen Darstellung und im Hinblick auf das Geschlecht der jeweiligen Täterfigur betrachtet. Dabei wird gezeigt, wie Trollope den Modus des realistischen Erzählens mit einem didaktischen Anspruch verbindet. Die dafür eingesetzten Gestaltungstechniken reichen von eindeutigen auktorialen Markierungen und (Miss)-Billigungen von Gewaltausübung über die offene selbstreflexive Verwendung der poetischen Gerechtigkeit bis zu deren subtilerer Anwendung. Ihnen allen gemeinsam ist, dass Trollope als genauer Beobachter die Vorgänge in den von ihm erschaffenen fiktiven Welten narrativ verbalisiert und über seine Konzentration auf die Figurendarstellung ein eindrückliches Bild vom Umgang der Viktorianer mit Gewalt, ihrer Ubiquität und ihrem problematischen Status in engen interpersonellen Beziehungen zeichnet.
(Author portrait)
Oliver Bock, M. A., Jahrgang 1978, schloss 2004 ein Lehramtsstudium mit dem ersten Staatsexamen ab und absolvierte im Anschluss ein weiteres Studium der Literatur- und Sprachwissenschaft sowie der Soziologie. Er war über zehn Jahre nebenberuflich im Buchhandel tätig und promoviert derzeit im Bereich Literaturwissenschaft an der TU Braunschweig.