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Description
(Text)
Einleitung
Legenden zu Fotos sollten aufgeschrieben werden, bevor die Erinnerung verblasst. Schrift gibt sie unbegrenzt weiter, aber sie braucht heute wie einst: Zeit, Muse, Ausdrucksfähigkeit und natürlich interessierte Leser. Je leichter und in jeder Menge sich heute fotografieren oder filmen lässt, umso mehr ist in unserer schnell lebigen Zeit das Gedächtnis beansprucht. Es hat mehr mitzunehmen, beginnt das erste Bild u. U. doch schon beim Neu- oder Ungeborenen, wenn ich die Ultraschallbilder mit einbeziehe. Wieviel geht also vom Bild ohne Textstütze dem Gedächtnis verloren, meist vom Schönsten des Lebens. Fotoalben, Dias oder Filme überraschen immer wieder mit fast vergessenen Erlebnissen. Man weiß von ihnen kaum noch mehr, als das bloße Bild verrät. Wie wenig erst könnten interessierte Nachgeborene mit solchem Material anfangen.
Mein erstes und einziges Bild aus der Ollendorfer Zeit, zeigt mich mit meiner Zuckertüte in der Nähe des Ollendorfer Schulgebäudes. Was bliebe mir, hätte ich außer den wenigen Fotos nicht noch so viele Gedächtnisbilder bzw. Erinnerungen aus dieser schönen Zeit?
Genanntes Foto von mir und die wenigen von Mutter und Vater ergäben nicht einmal ein Album. Und wenn? Meine Kindheit erstände darin wohl nicht so, wie sie in mir nachklingt, eben in Bildern eigenster Wahrnehmung.
Mit meinem Vorhaben entspreche ich meinen eingangs gegebenen Rat. Gewichtigere Anstöße konnten einst Goethe und Werner von Siemens angeben, die ich als Beispiele unter vielen anderen bringe. Ihnen wurde angetragen, über ihr Leben zu schreiben. Die Bekanntheit ihrer Namen durch außergewöhnliche Lebensleistungen forderte das geradezu heraus. Bei Goethes Werken, als gut Teil literarischer Weltkultur, interessierten die Anregungen verschiedener Lebensstationen auf sein dichterisches Wirken. Er begann mit Erinnerungen an seine Kindheit, Jugend, sein Elternhaus, über das lebendige Frankfurt usw. bis zu seinem Aufbruch nach Weimar. Auch seine Erinnerungen an bedeutende Personen, die ihn auf seinen Lebensstationen begegneten, bezog er ein. Es sind weitere wertvolle Zeitzeugnisse als vierbändiges Werk Dichtung und Wahrheit , dass er 1829 begann und im Jahr vor seinem Tode abschloss (gest. 22. März 1832).
Werner von Siemens dagegen (geb. 6. Dez. 1892), begab sich nach eigenen Worten mit seiner Lebensgeschichte, betitelt: Mein Leben in ein ihm nicht sehr geläufiges Metier. Nun, mir ergeht es ähnlich. Doch jede Kindheit, jede Jugend ist eine schöne Einmaligkeit, gibt an sich Grund, sie festzuhalten, ob ihr dann große Lebensleistungen folgen oder nicht.
Kindheit, mit ihren Naivitäten, Leichtsinn, ihrer Neugier auch, lässt sich ohne viel Bedenken offen legen. Fern genug ist sie ohnedies. Nahe zu verklärt also, erstehen Eltern, Verwandte, Spielgefährten, Nachbarn und ein wenig Lokalcolorit noch einmal auf. Ich denke, es wäre gut, käme das auch an die Nachfahren, da sie durchaus etwas finden könnten, worin sich in gewissen Zügen ihr eigenes Ich und ihre eigene Zeit findet. Die Veränderungen legen ja die Spur zu ihnen und ihrer Welt, eine mit veränderten Prämissen, im Grunde doch immer dieselbe aber nicht die gleiche. Was diese Veränderungen betrifft lässt sich sagen: ein jeder, nur zehn Jahre früher oder später geboren, dürfte was seine eigene Bildung und seine Wirkung nach außen betrifft, ein ganz anderer geworden sein (Goethezitat). Zehn Jahre sind wenig, aber Generationensprünge?
Mit der Flüchtigkeit der Zeit wird besonders das Alter konfrontiert, da es zum Rückblick neigt. Es geht ihm wie einen Wanderer, der sich nach einem langen Weg kurz vorm Ziel noch einmal umwendet. Aber er hat eine Menge an Gedächtnisbildern, wenn viele auch schon verschwommen und andere völlig entfallen sind. Die Bild für Bildschau (slide-show) im Kopf braucht Zeit und Lücken werden bleiben, wenn auch noch Bilder aus den Tiefen der Erinnerung nach kleckern. Was soll da auch alles auferstehen: Kindheit, Jugend mit Schul-, Lehr- und Studentenzeit, Arbeits- und Familienleben in Friedens- und bzw. oder Kriegszeiten, soweit wahrgenommen auch Politisches, Geschichtliches, Kulturelles, auch was an wissenschaftlich-technischem Fortschritt im Leben interessiert hat. Alles mit einer riesigen Menge von Inhalten, deren gedankliche Ordnung und Verarbeitung erst einmal geleistet werden muss, wobei sich am Ende durch Hinter- oder Erfragen noch einst entgangene oder auch bis dato völlig unbekannte Bilder eröffnen.
Die Frage Wo ist die Zeit hin , hat etwas gemein mit der Frage: Wo ist das Geld hin , die jeweiligen Antworten auch. In Bezug auf Zeit ist es die Menge der Bilder, die man passieren lässt, bei einer leeren Geldbörse oder Haushaltskasse, sind es die Ausgaben.
Gab man nur für notwendigen Lebensbedarf oder auch für bleibenden materiellen Besitz aus. Um letzteren katzbalgen sich vielleicht die Erben? Vielleicht steckte man in Bildung und Erbauung oder auch in Reisen? Das kann Reichtum an inneren Werten (Wissen, Moral, Ethik) se



