Description
(Text)
Wer mehr Geld benötigt, als er besitzt, hinterlegt ein Pfand und erhält dafür ein Darlehen. So funktionierte Kredit für Jahrhunderte - in allen sozialen Schichten. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Pfandkredit in Deutschland zu einem Nischengewerbe. Die meisten kennen Pfandleiher nur aus erfundenen Geschichten. Dort werden sie oft als unsympathische Ausbeuter dargestellt. Ihre Kunden sind Kriminelle, Arme und Ausgestoßene. "Pfandleiher in Deutschland" rückt 16 Menschen in den Fokus, die diesen Beruf wirklich ausüben. Ihre Erzählungen handeln von einer vielfältigen Branche, von skurrilen Erlebnissen und der ganz persönlichen Identifikation mit einem Beruf, der noch heute stigmatisiert ist.
(Review)
Insgesamt gibt die sehr gut (über Strecken geradezu kurzweilig) zu lesende Studie fundierte und differenzierte Einblicke in das Selbstbild und die narrativen Strategien von Pfandleiher_innen im Erzählen über ihren Beruf. Zugleich lässt sie weiteres empirisches wie theoretisches Potenzial aufscheinen, das in dem Thema liegt und neugierig auf Anschlussstudien macht, die nicht nur für die Erzählforschung, sondern insbesondere auch für die kulturwissenschaftliche Wirtschaftsforschung von Interesse sein sollten. Sonja Windmöller, in: Kieler Blätter zur Volkskunde, 55 (2023), S.119-123.
(Author portrait)
Dr. Dennis Beckmann, geb. 1991 in Hagen, studierte Philosophie und Kulturanthropologie in Münster. Im Jahr 2021 arbeitet er am Kultur- und Stadthistorischen Museum in Duisburg als wissenschaftlicher Volontär und Kurator der Ausstellungen "The North American Indian" und "Glaubenskampf und Nächstenliebe".