Description
(Text)
An der Grenzlinie von Natur und Kultur treten jene Einbrüche auf, welche die Kultur als "Katastrophe" versteht. Um sie wahrnehmen, darstellen und deuten zu können, mobilisiert sie alle Spielformen der Kreativität, auch die der Literatur. Dies lässt sich exemplarisch an der modernen Schweiz verfolgen. Denn diese kultiviert, als Rückseite der alpinen Idylle, die Naturkatastrophen, um sich in ihrer Identität als Willensnation zu stärken. Die Literatur aus der Schweiz trägt mit vielfältigen Untergangsszenarien zu dieser spezifischen Kultivierung der Katastrophe bei. In jenem Stillhalteabkommen, in das sich die Schweiz einmauert, spürt die Literatur jedoch auch eine heimliche Unruhe auf. Sie hört die Misstöne im Einheitschor, sieht Brandstifter umgehen im Hotel Schweiz und spiegelt der Schweiz ihre Zuschauerrolle bei den Weltkatastrophen zurück. So setzt sie die Energie, mit der die Katastrophe alle politischen, medialen und ästhetischen Grenzen sprengt, als ästhetische Kreativität frei.
(Review)
Zeitschrift für Germanistik 2014, Nr. 1
[...] PETER UTZ, einer der versiertesten Kenner und Vermittler der modernen Schweizer Literatur in ihrer sprachlichen und regionalen Vielfalt, unternimmt in seiner neuen Monographie "Kultivierung der Katastrophe" eine eindrucksvolle, verblüffend ergiebige Sichtung und Auswertung von "Untergangsszenarien aus der Schweiz".
Neue Zürcher Zeitung, 15.09.2019
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