Description
(Text)
In der deutschen Geistesgeschichte wurde seit Hegel und Hölderlin die Geschichte als tragischer Prozess verstanden. Ein Drama wie die Antigone des Sophokles sollte als das vollkommenste Werk der Kunst die griechische Deutung des Miteinanders der Menschen und der Götter zeigen. Hegel legte aber dar, dass die Antigone mit den Reigen ihrer Chöre auf einer modernen Bühne nicht aufführbar sei. Doch zehn Jahre nach seinem Tod dirigierte sein Hörer Felix Mendelssohn-Bartholdy in Potsdam und Berlin seine Vertonung der Antigone.
Hölderlins Sophokles-Übertragungen erhielten eine harte Kritik; im Zeitalter des Expressionismus griff man aber auf ihre ausdrucksvolle Sprache zurück. Als nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs gleich ein weiterer Krieg drohte, brachte Carl Orff seine Vertonung von Hölderlins Antigonä auf die Bühne. Martin Heidegger, der selber das erste Standlied der Antigone übersetzt und ausgelegt hatte, gratulierte Orff bei einer Münchener Aufführung zur g der antiken Tragödie
(Author portrait)
Prof. Dr. Otto Pöggeler ist Prof. em. für Philosophie in Bochum. Der langjährige Direktor des Hegel-Archivs hat seit zahlreiche Publikationen zu seinem Forschungsschwerpunkt Heidegger vorgelegt. Er ist ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften in Düsseldorf.