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Description
(Short description)
In einem seiner Briefe aus der Haft lehnt Dietrich Bonhoeffer eine "positivistische Offenbarungslehre" als unbiblisch ab, "wo es dann heißt: friss, Vogel, oder stirb". Das richtet sich gegen den Versuch, Menschen zum Glauben an eine Offenbarung zu drängen mit dem Argument, dass sie wahr sei und befolgt werden muss, weil sie von Gott kommt. Diese Kritik gilt auch den christlichen Kirchen, wenn sie den Glauben darauf zurückführen, dass Jesus Christus Gott und Mensch sei und sich daher in ihm Gott selbst mitgeteilt habe. Paul Weß zeigt auf, dass es sich dabei um einen Zirkelschluss handelt, der das Wesen des Fundamentalismus in jeder Offenbarungsreligion ausmacht. Christlicher Glaube beruht jedoch, ähnlich wie das mitmenschliche Vertrauen auf Erfahrung und Deutung - so die Argumentation dieses Sammelbandes, in dem sich Weß auch auf den biblischen Bericht beruft, demzufolge Jesus Christus nicht erwartet habe, dass man an ihn als Gott glaubt, sondern den Menschen eine eigene Einsicht in die Wahrheit seines Zeugnisses von Gott zumutet und zutraut.
(Text)
Die christlichen Kirchen führen ihren Glauben darauf zurück, dass in Jesus Christus Gott Mensch geworden sei und sich daher in ihm Gott selbst mitgeteilt habe. Dies gilt als der zentrale Inhalt der Offenbarung und soll zugleich deren Wahrheit sowie ihre unfehlbare Weitergabe in inspirierten Schriften und in der kirchlichen Lehre begründen. Darauf beruht auch der Absolutheitsanspruch im Christentum. Paul Weß zeigt auf, dass diese Argumentation ein Zirkelschluss ist. Ein solcher liegt jedem religiösen Fundamentalismus oder "Offenbarungspositivismus" (Dietrich Bonhoeffer) zugrunde. Die Glaubwürdigkeit einer Mitteilung Gottes kann nicht daraus abgeleitet werden, dass in ihr oder über sie gesagt wird, sie komme von Gott. Im Neuen Testament wird Jesus nicht als Gott verstanden, sondern als der Gesandte Gottes, der den Menschen ein eigenes Urteil über seine Botschaft zutraut und zumutet (vgl. Joh 7,17). Er lebte und lehrte eine neue Praxis personaler Liebe, in der das Leben als Geschenkerfahrbar wird. Auf diesem Weg können wir zum Vertrauen auf Gott als sinngebenden Grund unseres vorgegebenen Daseins gelangen, obwohl ihn "kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag2 (1 Tim 6,16). Christlicher Glaube beruht wie das mitmenschliche Vertrauen auf Erfahrung und deren Deutung. Daher ist eine entsprechende kirchliche Gemeindepraxis von fundamentaler Bedeutung für das Christentum in einer säkularen, religionskritischen Welt.
(Author portrait)
Paul Weß, geboren 1936 in Wien, studierte Philosophie und Theologie in Innsbruck. Seit 1962 Priester, bis 1996 als Pfarrseelsorger in Wien (Gemeinde Machstraße). 1989 Habilitation für Pastoraltheologie in Innsbruck. Gastprofessur in Graz und Würzburg. Seit 2000 als Dozent für Pastoraltheologie in Innsbruck. Verfasser zahlreicher Bücher und Artikel zur Praxis und Theorie des Glaubens und der Kirche.



