Description
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Die Erziehungsheime haben sich verändert. Von repressiven Für sorgeanstalten, die vor zwanzig Jahren die antiautoritären Heim kampagnen auf den Plan riefen, haben sie sich vielerorts zu diffe renzierten Einrichtungen entwickelt, in denen auch unkonventio nelle Arbeitsformen Platz haben. An der zunehmenden Bedeutung von Wohngemeinschaften, Tagesheimgruppen, Einzel betreuung oder Erlebnispädagogik zeigt sich dies ebenso wie an der Verbreitung heilpädagogischer und therapeutischer Konzepte. Auch in der Heimerziehung, so geht aus vielen neueren Untersu chungen hervor, hat die Suche nach Ansätzen einer "lebenswelt orientierten" Jugendhilfe ihre Spuren hinterlassen. Ob sich das Fortbestehen der geschlossenen Unterbringung mit den Ansprüchen einer modernen, präventiven Jugendhilfe verein baren läßt, wird nach wie vor äußerst kontrovers beurteilt. Was sich auf der einen Seite als Relikt einer überholten Epoche dar stellt, erscheint auf der anderen als ultima ratio vor dem Eingreifen von Gefängnis und Psychiatrie. Die vorliegende Untersuchung, die im Auftrag der Jugendministerkonferenz am Deutschen Jugend institut erarbeitet wurde, beschäftigt sich mit dieser Streitfrage. Über die sterile Grundsatzdebatte zum Pro und Contra geschlos sener Einrichtungen "an sich", wie sie in den bisherigen Auseinan dersetzungen über dieses Thema dominierte, gehen wir dabei be wußt hinaus. Ein wichtiges Ziel lag für uns darin, auch jene viel schichtigen, widersprüchlichen Aspekte des Themas zu beleuch ten, die sich dem Wunsch nach griffigen Antworten und eindeuti gen Rezepten entziehen.
(Table of content)
Geschlossene Unterbringung erweist sich als unendliches Thema derJugendhilfe. Im Zusammenhang der Debatte über Rechtsradikalismus undJugendgewalt wurde sie erneut zum Gegenstand kontroverserAuseinandersetzungen über den erzieherischen Auftrag der Jugendhilfe. DieUntersuchung nimmt diesen Streit zum Ausgangspunkt, bleibt jedoch nicht beider bloßen Wiedergabe der kontroversen Positionen stehen. Die 2. Auflage wurde um neue Kapitel u.a. zur Rückkehr zurgeschlossenen Heimerziehung und zur Praxis von Erziehung und Strafe iminternationalen Vergleich ergänzt.