Full Description
Die Normativität des Rechts wird niemand bestreiten - inwiefern das Literatursystem normativ ist, ist dagegen offen, obgleich die Poetik ‚Gesetze' kennt, die Gattungstheorie normativ argumentiert und die Literaturkritik nach bestimmten Kriterien urteilt. Dieser Band vergleicht Normativitäten von Recht und Literatur, fragt nach Spiegelungen, Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Neben systematischen Differenzierungen im Feld normativer Begriffe werden Quellen von Normativität sowie Formen von Autorisierung diskutiert und nicht zuletzt die Möglichkeiten der Durchsetzung von Normen sowie Ressourcen, die Einzelne der Kraft der Normierung entgegenzusetzen vermögen.
Contents
1. Normative Voraussetzungen und Implikationen ästhetischer Autonomie.- 2. Zur Semantik von Normativität: ‚Norm' und Normbegriff.- 3. Was literarische Texte können sollen dürfen. Zur normativen Dimension von Gattungen.- 4. „Tollheit mit Methode". Zum Verhältnis von Normativität und Subversion in der literarästhetischen Praxis.- 5. Normativität und Geltung in Recht und Literatur.- 6. Zur Normativität von Sprichwörtern.- 7. „gib Wort auff meine Lippen". Andreas Gryphiusʼ Carolus Stuardus (1657/63) über rechtliche Normativität und die politische Klugheit in genderhistorischer Perspektive.- 8. „Der sanfte Despot" als normgebende Instanz rechtsfreier Vergemeinschaftung. Das Beispiel von Christoph Martin Wielands Geschichte des Agathon.- 9. Ritualmordprozesse. Publizistische und literarische Strategien zur Abwehr des Antisemitismus am Beispiel von Joseph Samuel Bloch und Arnold Zweig.- 10. Normativität und Kohärenz des Rechts. Die Normativität rechtlicher Dogmatik.- 11. Normativitätsvorstellungen im islamischen Recht.- 12. Transitional Justice - Normativierte Vergangenheitsbewältigung.