Description
(Text)
Seit dem 1.7.1977 können Frauen (und Männer) aus gescheiterten Ehen unter bestimmten Voraussetzungen mit Unterhalt vom (Ex-) Ehepartner eine verpaßte Ausbildung nachholen oder berufliche Nachteile durch Fortbildung oder Umschulung ausgleichen ( 1575 BGB). Werden nun mit Hilfe dieses und anderer Unterhaltsansprüche neue Chancen für geschiedene und getrenntlebende Frauen eröffnet, sind die ehelichen Nachteile einer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung bei der Rückkehr ins Erwerbsleben wettzumachen? Die Frage muß aufgrund der Ergebnisse dieser repräsentativen Untersuchung über die Rechtspraxis am Familiengericht Berlin (West) verneint werden. Ehegattenunterhalt zur Qualifizierung hat im Scheidungsalltag großen Seltenheitswert. Dies liegt u.a. am engen Zuschnitt der einschlägigen Norm(en) und am privatrechtlichen Charakter von Ehegattenunterhalt überhaupt. Die wirksamere Alternative wäre daher die sozialrechtliche Unterstützung nachehelicher Qualifizierungen. Aber auch die existierenden Förderungsansprüche gemäß AFG und BAföG sind unzureichend und gehen an den legitimen Qualifizierungsbedürfnissen von Frauen nach einer "Familienphase" vorbei, sollten also künftig erweitert werden. Allerdings zeigen Ergebnisse der Arbeitsmarkt- und Wiedereingliederungsforschung, daß individuelle Qualifizierung Frauen nicht in gleichem Maße wie Männern zu einer gesicherten und zufriedenstellenden Berufsexistenz verhilft.
(Table of content)
Aus dem Inhalt: Gesetzgeberische Intentionen bei der Schaffung von Qualifizierungsunterhalt - Privatrechtsimmanenz als Wirksamkeitshindernis - Restriktionen in der veröffentlichten Rechtsprechung - Qualifizierungsunterhalt am Berliner Familiengericht - Beurteilung von Richterinnen und Richtern - Unterhalt zur Qualifizierung - in der Rechtspraxis bedeutungslos und unwirksam - Plädoyer für eine Verstärkung sozialrechtlicher Alternativen - Nacheheliche Qualifizierung als Wiedereingliederungsstrategie von begrenzter Wirksamkeit.
(Review)
"Das Buch eignet sich ...sehr gut zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema." (Goe. Moderne Hausfrau)
"Der vorliegenden Untersuchung ist zu wünschen, daß sie Eingang findet in rechtspolitische Diskussionen um eine wirkliche Veränderung geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung." (Regine Winter, Neue Justiz)
(Author portrait)
Die Autorin: Sabine Berghahn-Wolffram wurde 1952 geboren. Studium der Rechtswissenschaft, beide juristische Staatsexamen in München abgelegt. Mitarbeiterin in mehreren praxisnahen Forschungsprojekten in München und Berlin; journalistische Tätigkeit und Lehraufträge. Seit 1986 Beschäftigung in Lehre und Forschung am Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität.