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Description
(Text)
Zum Schreien komisch!
Cannie Shapiro hat einen Bestseller geschrieben und führt nun ein bequemes Leben: Sie strickt, arbeitet ehrenamtlich in der Bücherei und besucht mit ihrer besten Freundin Yoga-Kurse. Doch alles gerät aus den Fugen, als ihre Tochter Joy plant, zu ihrem Geburtstag die ganze Familie um sich zu scharen einschließlich ihrem leiblichen Vater, zu dem Cannie schon vor Jahren den Kontakt abgebrochen hat. Unter dem Vorwand, sich ein neues Kleid für ihren Geburtstag zu kaufen, trifft sie sich mit ihm - und stellt damit nicht nur ihre eigene, sondern auch Cannies Welt auf den Kopf.
(Extract)
Als ich ein Kind war, veröffentlichte unser Lokalblatt Hochzeitsmeldungen, mit Beschreibungen der Feierlichkeiten und der Brautkleider und mit Fotos von den Bräuten. Jeden Montag machten sich dann morgens zwei Radiomoderatoren eines Lokalsenders einen Spaß daraus, anhand der Fotos die Wauwau-Braut zu küren, wobei sie eine der Frauen, die am Wochenende im Großraum Philadelphia ihr Jawort gegeben hatten, zur hässlichsten aller Bräute erklärten. Der Hauptgewinn war ein Karton mit Hundefutter.
Eines Morgens, auf der Fahrt zur Schule, hörte ich die beiden wieder einmal im Autoradio - "Heiliger Strohsack, unten auf Seite J-6, ja ... ja, ich glaube, wir haben eine Kandidatin!", sagte DJ Nummer eins, woraufhin sein Kompagnon bösartig kicherte und antwortete: "Für die ist wirklich kein Schleier groß genug." "Fettkloß! Fettkloß!", skandierte DJ Nummer eins, bevor meine Mutter mit einer wütenden Drehung des Handgelenks auf den Nachrichtensender umschaltete. Ab da war ich wie besessen von dem Wettbewerb. Jeden Sonntagvormittag studierte ich die Schwarz-Weiß-Fotos der Bräute so gründlich, als müsste ich darüber eine Klassenarbeit schreiben. War die in der Mitte hässlich? Hässlicher als die rechts oben in der Ecke? Waren Blondinen immer attraktiver als Brünette? War man, wenn man dick war, automatisch hässlich? Ich machte eine Rangliste der Bilder und regte mich darüber auf, wie ungerecht es war, dass sich jemand das Maul über einen zerriss, nur weil man mit einem bestimmten Gesicht oder einer bestimmten Figur auf die Welt gekommen war. Dann machte ich mir Sorgen um die Gewinnerin. Würde man den Frischvermählten tatsächlich Hundefutter zustellen? Würden sie von den Flitterwochen nach Hause kommen und es vor der Haustür vorfinden, oder würden wohlmeinende Eltern oder Freunde es noch rechtzeitig verstecken? Wie fühlte sich eine Braut, wenn sie erfuhr, dass sie diesen Wettbewerb gewonnen hatte? Oder ihr Mann, dem gesagt wurde, dass er die an jenem Wochenende zur hässlichsten Braut erkorene Frau geehelicht und gelobt hatte, sie zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod sie scheidet?
Ich war mir damals noch nicht vieler Dinge sicher, aber eines wusste ich ganz bestimmt: Wenn - falls - ich heiratete, würde ich mein Foto auf keinen Fall in die Zeitung setzen lassen. Als Dreizehnjährige war ich mir ziemlich sicher, dass ich mehr mit den Wauwau- als mit den Wow-Bräuten gemein hatte, und ich war überzeugt, dass es für eine Frau nichts Schlimmeres geben konnte, als diesen Wettbewerb zu gewinnen.
Heute bin ich natürlich klüger. Das Schlimmste wäre nicht, wenn ein paar abgehalfterte Witzbolde von einem popeligen Radiosender über dein Foto herziehen und dir Hundefutter schicken. Das Schlimmste wäre, wenn deiner Tochter so etwas passieren würde.
Natürlich übertreibe ich. Und ich mache mir auch nicht wirklich ernsthafte Sorgen deswegen. Ich blickte zur Tanzfläche, die sich allmählich füllte, während die Gäste der Bar-Mizwa-Party ihre Mäntel an der Garderobe abgaben. Beim Anblick meiner wunderschönen Tochter, die gerade mit ihren Freundinnen im Kreis die Hora tanzte, wurde mir warm ums Herz. Joy wird im Mai dreizehn und ist meiner bescheidenen und absolut unvoreingenommenen Meinung nach das hübscheste Mädchen der Welt. Von mir hatte sie das Beste geerbt, das ich zu bieten hatte: meine olivfarbene, fast ganzjährig gebräunte Haut und meine grünen Augen. Von meinem Exfreund hat sie das gute Aussehen: seine gerade Nase und vollen Lippen sowie sein dunkelblondes Haar, das bei Joy zu honigblonden Ringellöckchen mutiert war. Und aus der Kombination aus meiner Oberweite und Bruces schmalen Hüften war eine Figur entstanden, die ich bislang nur dank göttlicher oder chirurgischer Intervention für möglich gehalten hätte.
Ich ging zu einer der drei Bars, die an den Wänden aufgebaut waren, und bestellte einen Wodka Cranberry. Der Barkeeper, ein attraktiver junger Mann, fühlte sich in seinem blassblaue