Description
(Text)
Paul Celan und Herta Müller entstammen beide osteuropäischen Regionen und wurden zu Ikonen des bundesdeutschen Literaturbetriebs. Von westlichen Fremdheitsdiskursen über Osteuropa gezeichnet, traten sie ein geschichtliches Erbe an, das von dem deutschen Überlegenheitsanspruch in der banatdeutschen Kolonisierung im Laufe des 18. Jahrhunderts (Müller) bis zur Hochkultur und Verfolgung osteuropäischer Juden der Bukowina in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Celan) reicht. Während diskurshistorische Betrachtungen die Spuren dieser jeweils unterschiedlichen Erfahrungen für Celan und Müller aufgreifen, legen die hier vorgenommenen Textinterpretationen bislang unbekannte poetologische und thematische Gemeinsamkeiten zwischen beiden offen. Ihre Texte machen allzu deutlich, wie mittels der Kategorien ahmte Figuren, in denen sich die Gewaltförmigkeit der Verhältnisse im Europa des 20. Jahrhunderts ebenso verkörpert wie der Widerstand dagegen.
(Author portrait)
Dr. Iulia-Karin Patrut ist Mitarbeiterin im Teilprojekt Literarische Repräsentation von Zigeunern im SFB 600 Fremdheit und Armut; Veröffentlichungen im Bereich der Postkolonialen Studien.