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Description
(Short description)
Im Fokus der vier Studien steht der Himmel als Erfahrungsraum: Als utopischer Jenseitsort war er im Mittelalter nicht nur Ziel letzter Erkenntnis und spiritueller Kontemplation, sondern auch Imagination schöpferischer Gestaltung. In Malerei, Baukunst und Musik brachte dieser Transzendenzbezug eine sakrale Ästhetik 'überirdischer' Schönheit hervor.
(Text)
In seiner ersten Übersetzung der Artes-liberales-Enzyklopädie des Martianus Capella hat Notker der Deutsche aus dem Kloster St. Gallen um das Jahr 1000 festgehalten, dass die freien Künste dem Menschen den Himmel öffnen. Zu ihnen gehörte auch die Musik, die ihren letzten Sinn aus der Analogie zur vollkommenen Harmonie der zahlhaften Struktur des Kosmos bezog, dem konstitutiven Prinzip absoluter Schönheit und Ausgewogenheit. Im Akt des anagogischen Aufstiegs zur höchsten und innersten Wahrheit - ausgehend von der Wahrnehmung im Sinnesvermögen - prägte sich in der Meditation der göttlichen Geheimnisse im inneren Hören und Sehen ein Ethos aus, das als Seelenbildung den ganzen Menschen erfassen sollte. Die künstlerischen Ausdrucksformen dienten dazu, unter Wahrung der Transzendenz dem Göttlichen eine mediale Präsenz im Diesseits zu verleihen, die sich in der Ästhetik des Ritus wie der Architektur und Ausstattung der Kirche verdichtete. Dieser Bedeutungsraum der Andacht spiegelt das geistige Sinngebäude des Mittelalters, das sich vom Irdischen zum Himmlischen weitet und das Erschaffene auf das Ewige hin transparent macht.
(Table of content)
Inhalt: Therese Bruggisser-Lanker: Mittelalterliche Kunst zwischen Wahrheitssuche, Gotteserfahrung und Ewigkeitssehnsucht. Zur Einführung - Gabriela Signori: Das innere Gespräch mit Gott. Repräsentatio und Imaginatio in der spätmittelalterlichen Theologie bzw. Theorie des Bildes und der Bilder - Jens Rüffer: Raumerfahrung und Raumwahrnehmung im Mittelalter. Gervasius von Canterbury: De combustione et reparatione Cantuariensis ecclesiae - Wolfgang Fuhrmann: «Englische» und irdische Musik im 15. Jahrhundert.
(Review)
«Den Interessenten sei dieser interdisziplinäre Sammelband mit hochstehenden Beiträgen wärmstens empfohlen.»
(Christoph Riedo, Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte 109/2015)



