Der Rumtreiber : Wenn ich groß bin, haue ich ab. Eine deutsch-deutsche Grenzerfahrung 1976-1994 (2. Aufl. 2014. 180 S. 190 mm)

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Der Rumtreiber : Wenn ich groß bin, haue ich ab. Eine deutsch-deutsche Grenzerfahrung 1976-1994 (2. Aufl. 2014. 180 S. 190 mm)

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  • 製本 Paperback:紙装版/ペーパーバック版
  • 商品コード 9783000433245

Description


(Short description)
Der Autor beschreibt seine Kindheit und Jungend in Ostberlin. Ihm gelingt 18 jährig die
Flucht in den Westen. Nach wenigen Monaten kehrt er mit falschem Pass zurück in die
DDR und hilft anderen bei der Flucht. Schließlich wird er von der Stasi verhaftet und
zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach 27 Monaten Haft in Hohenschönhausen und
Bautzen, wird wieder in den Westen entlassen.
(Text)
Es ist die Zeit des Kalten Krieges und der sozialistischen Erziehung
in der DDR. Ein kleiner Junge wächst mit seinen vier Geschwistern
im Prenzlauer Berg, einem Arbeiterbezirk in Ost-Berlin, auf. Sein
Vater, ein Lkw-Fahrer, versorgt die Familie mit allerlei Dingen, die
sich bei Auslieferungen abzweigen lassen. Die Gleichgültigkeit seiner
Mutter, die ihm keinen Rückhalt gibt, treibt ihn aus dem Haus. So
beginnt er früh, sich allein durchs Leben zu schlagen.
Er streunt herum, lebt als Jugendlicher zeitweise auf der Straße und
lernt, sich zu nehmen, was er braucht. Als dem gerade volljährig
Gewordenen eine spektakuläre Flucht in den Westen gelingt,
überschlagen sich die Ereignisse.
In West-Berlin lernt er den bekannten Fluchthelfer Jürgen Fürch
kennen und beschließt, auf eigene Faust, Ausschleusungen zu
organisieren. Monatelang spielt er Katz und Maus mit dem Staatssicherheitsdienst
der DDR - bis seine waghalsigen Unternehmungen
eine folgenschwere Wendung nehmen.
(Extract)
Mein Vernehmer ließ mich am nächsten Tag zu sich bringen und fragte mich, wie viele Jahre ich denn bekommen hätte, obwohl er es sicher schon gewusst hatte. Ich antwortete leise: "Zwölf Jahre", worauf er zum Trost sagte "Das sitzen Sie doch auf einer Arschbacke ab". Das hörte sich für mich un-glaublich bedrohlich an, so als ginge er allen Ernstes davon aus, dass ich das wirklich alles absitzen muss. Ich wusste ja, dass Häftlinge vom Westen freigekauft wurden, also hoffte ich auch freigekauft zu werden. Aber das hörte sich jetzt so an, als müsse ich alles absitzen. Das hat mich sehr erschreckt.
Nach der Verurteilung verbrachte ich noch sechs Wochen in meiner fensterlosen Einzelzelle und musste darauf warten, nach Bautzen überführt zu werden. Ich hatte Angst davor, denn ich wusste nicht, was auf mich zukommt.
Es wurde langsam Frühling. Ich spürte es am Geruch des sanften Luftzugs, der ab und zu durch den kleinen Luftspalt über den Glasbausteinen wehte und dabei mein Gesicht streifteund mir immer noch kleine Glücksmomente bescherte.
Der Vernehmer hatte mich noch einmal zu sich kommen lassen, um mich darüber zu informieren, dass es in den nächsten Tagen nach Bautzen II ge-he. Diesmal wurde ich in ein anderes Vernehmer-zimmer gebracht, in dem ein altes Radio stand. Da ich das Radio anstarrte, fragte mein Vernehmer, ob er es mal anschalten solle. Ich war ihm sehr dankbar dafür, denn ich hatte in den vergangenen sieben Monaten keine Musik gehört. Es lief ein Lied von Howard Carpendale. Das war wie Balsam auf meiner Seele, denn es erinnerte mich an meine Kindheit, an die Feten zu Hause und an Momente, in denen wir unsere Mutter ausnahmsweise gutgelaunt erlebten. Es war ein warmes, angenehmes Gefühl und ich hatte Tränen in den Augen. Der Vernehmer bestellte für mich eine Tasse Kaffee und machte mir Mut. Er wünschte mir alles Gute und es fehlte nicht viel, dann hätte ich in seinen Armen geweint. Aber das wollte ich nicht. Ich durfte und wollte keine Schwäche zeigen, schaute auf den Boden und wartete darauf, wieder in meine Zelle gebracht zu werden. Ich habe den Vernehmer nie wieder gesehen.

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