Serie Piper.06091 Orsini,Pastakonigin

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Serie Piper.06091 Orsini,Pastakonigin

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Description


(Extract)
"Francesca hatte am 6.Januar 1849 das Licht der Welt erblickt. Sie wurde auf einem jener Steilhänge an der amalfitanischen Küste geboren, wo die Erde abrupt in einen umgestülpten Himmel abstürzt, der in klaren Nächten von den Lampen der Nachtfischer bestirnt wird. Das Meer in der leuchtenden Tiefe ist von dort oben unerreichbar. Die azurne Transparenz schwebt unwirklich und geheimnisvoll wie ein Märchen lautlos in der Ferne. Francesca verbrachte eine bescheidene, harte Kindheit in der Mühle des Großvaters unter dem Wasserfall. An besonders klaren Tagen, wenn sie, immer auf der Klippe über diesen schönen Abgründen, wie wild über die zerklüfteten Wege lief, bekam sie wahnsinnige Lust, das Fliegen auszuprobieren. Übrigens war sie nicht die einzige, die hier, in diesem Dorf, das sich an den Felsausläufer und an das kleine Kloster anklammerte, diesen irren Wunsch hegte. Einmal hatte jemand wirklich versucht, die Flügel auszubreiten, und hatte sich von dem Steglein hinabgestürz t, das zur Einsiedelei und zur Kirche führte und wo der Zauber der Luftspiegelung am stärksten wirkte. Padre Angelo ließ aus Angst vor einem neuen Unglück die verehrte Statue des Heiligen, eines römischen Zenturio, der sich als Einsiedler in die Berge zurückgezogen hatte und von dem man nicht wußte, wie er da hinaufgekommen war, in einer Prozession bis zum Paß hinauftragen. Sie stellten diesen blutjungen, als Krieger verkleideten Seligen in die Mitte des kleinen Bergpasses auf den Splitt. Da stand er und zertrat, farbenprächtig in seinem silberglänzenden Harnisch und dem blutroten Mantel, wacker den Adler mit dem Fuß. Dabei schaute er geduldig zum Himmelszelt auf und zeigte mit einem Finger seines hochgereckten Armes nach oben. Gewappnet mit seinem ein wenig blöden Lächeln, das aber die Transfiguration der Ekstase darstellte, schien es ihm zu gefallen, das Ritual des Mönchs zu überwachen. Um den Dämon zu vertreiben, schnitt dieser mit weitausholenden Armbewegungen rauchende Furchen i n die Luft, beweihräucherte den Abgrund und bespritzte dann mit dem Sprengwedel die kleine Menge, die weinenden Angehörigen, die knieenden Träger, das Brückengeländer und das Meer in der Tiefe mit Weihwasser. Dieses verführerische Meer. Francescas Großvater, der Müller Giuseppe, der dort oben aus seinem Mehl mit Hilfe seiner Frauen auch Nudeln herstellte, war dem Klausnersoldaten mit den Insignien der Legion, den geschminkten Wangen und der nach oben gerichteten Nase zutiefst ergeben. Er hatte ihn zu seinem Schutzpatron erwählt, weil der Märtyrer die Standhaftigkeit des Soldaten mit der Heiligkeit des Gottesmannes vereinte. Geradeso wie er selbst, der arme Müller, der streng und stolz seine Befehle erteilte, in seinem Haus tobte, seine Frau und seine sieben Töchter und später auch die sieben Enkelinnen einschüchterte, sich aber dann beim heiteren Rhythmus der gemeinsamen Arbeit bald wieder friedlich stimmen ließ. Der große Tisch war nicht nur ihre Arbeitsplatte, wo sie die Or ecchiette, die 'Öhrchen', und Bandnudeln herstellten, sondern auch die gemeinsame Tafel, an der sie sich abends zu einem Teller ebendieser Nudeln versammelten. Wenn er darauf angesprochen wurde, erklärte der Großvater stets zufrieden und mit einem gewissen Stolz, der Herr habe ihm zwar nur Töchter geschenkt, doch seien alle gesund und gottesfürchtig. Er machte sich wichtig in seinem Haus und lebte richtig auf, wenn er, der Schutzgott, er, der Hüter des Wortes, abends die Litaneien und all die Gebete anstimmte, die ihm die Benediktiner der Einsiedelei beigebracht hatten: 'Kyrie eleison - Christe eleison - Christe audi nos, Christe exaudi nos...' Francescas Großmutter Trofimena hingegen unternahm fast jedes Jahr Ende August die anstrengende Wallfahrt zur Madonna mit dem Granatapfel. Bei der einsam gelegenen Kirche angelangt, die wie aus dem Felsen herausgewachsen schien, kniete sie nieder und rutschte weiter von der Schwelle bis zur Altarstufe, und France