Description
(Text)
Keine statistische Kennzahl beeinflusst die aktuelle Politik stärker als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Noch in den dreißiger Jahren existierten in England und in den USA unterschiedliche Vorstellungen davon, wie sich wirtschaftliche Vorgänge in Zahlen abbilden ließen. Nur eine dieser Methoden, der Vorläufer des BIP, bewährte sich im Zweiten Weltkrieg als Planungs- und Informationsinstrument und wurde in der Nachkriegszeit von den USA mit aller politischen Macht im Westen als Standard etabliert. Zusammen mit der Idee des Wachstums gab diese Methode Hoffnung auf eine Zukunft unendlichen materiellen Wohlstands. Obwohl mit seiner Hilfe nur ganz bestimmte Probleme gelöst werden sollten, monopolisiert das BIP seitdem den Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge.
(Table of content)
Einleitung
1. Worum es geht: Bruttoinlandsprodukt, Bruttosozialprodukt und Volkseinkommen
2. Vorgeschichte: William Petty und die Ökonomie
William Petty und die Political Arithmetick
Petty und die Folgen: Nationalprodukt bei Adam Smith
Malthus und Marshall
Pigou und die Wohlfahrt
3. Die Frustrationen des Colin Clark: England
Volkseinkommen und Verhütung
Clarks Schriften zum Volkseinkommen
Die Conditions of Economic Progress
Der Einfluss der Volkseinkommensberechnung auf die britische Politik
4. Simon Kuznets und die Politik des Bruttosozialprodukts: die Vereinigten Staaten
Empirie und Vorsicht
Volkseinkommen und Große Depression
Volkseinkommen in der Encyclopedia of the Social Studies
Die offizielle Schätzung von 1934
Erste politische Erfolge
Keynes und der Siegeszug des Bruttosozialprodukts
Das Bruttosozialprodukt bewährt sich
Berechnungen in Krieg und Frieden
Der Konflikt um die Konten
5. Krieg, Kidnapping und Datenraub: Deutschland
Kaiserreich und Weimarer Republik
Wirtschaftsstatistik und Nationalsozialismus
Wie das Bruttosozialprodukt nach Deutschland kam
Die deutsche Bruttosozialproduktberechnung
6. Der endgültige Triumph des Bruttosozialprodukts
Transformation, Beschäftigung und Produktivität
Internationale Harmonisierung
Die ökonomische Theorie des Wachstums
Wachstum im Wettstreit der Systeme
Der Beginn einer neuen Zeit
Fazit
(Review)
»Die Macht der einen Zahl, wie der Potsdamer Wissenschaftler Philipp Lepenies sein jüngst erschienenes, ebenso kurzweiliges wie informatives Büchlein über die politische Geschichte des Bruttoinlandsprodukts betitelte, zeigt sich ... in den jüngsten sehr hochkarätigen Bestrebungen der französischen Sarkozy-Regierung und des deutschen Bundestags dieser einen Zahl sinnvolle Alternativen oder Ergänzungen entgegenzustellen.« Norbert Häring Handelsblatt 20140113
(Author portrait)
Philipp Lepenies, geboren 1971, ist Ökonom und Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Seit 2022 ist er zudem Leiter des Forschungszentrums für Nachhaltigkeit am Otto-Suhr-Institut. Im Suhrkamp Verlag ist von ihm erschienen: Joseph Townsend, Über die Armengesetze. Streitschrift eines Menschenfreundes (als Herausgeber, stw 1982), Die Macht der einen Zahl. Eine politische Geschichte des Bruttoinlandsprodukts (es 2673) sowie Verbot und Verzicht. Politik aus dem Geiste des Unterlassens (es 2787).



